Ärger in Südafrika: Darf der Penis des Präsidenten als Kunst gelten?

Von Nicole Freialdenhoven
30. Mai 2012

Dass die Nachwirkungen der Apartheid in Südafrika noch lange nicht beendet sind, beweist ein bizarrer Streit um ein Porträt des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma. Auf dem "Der Speer" genannten Bild, das auf der satirischen Ausstellung "Hail to the Chief" in Johannesberg zu sehen ist, wird Zuma in einer Ganzkörperpose dargestellt, die ein russisches Propagandaplakat von Lenin imitiert - mit dem Unterschied, dass Zumas Penis aus der Hose hängt.

Dass das Gemächt des Präsidenten nun die Gemüter erregt, liegt nicht nur daran, dass Zuma selbst (dessen Lebenswandel mit vier Ehefrauen und mindestens 21 Kindern durch das Bild angeprangert wird) seine Privatsphäre verletzt sah und seine Partei, der ANC, die Leinwand verbieten lassen will: Schwerer noch wog die Tatsache, dass ein weißer Südafrikaner nun ein rotes X über den Präsidentenpenis und ein weiteres X über sein Gesicht sprühte um damit gegen Wahlfälschungen seitens des ANC 2009 zu protestieren. Nur wenig später tauchte ein schwarzer Südafrikaner in der Galerie auf, um das gesamte Bild mit schwarzer Ölfarbe zu übermalen.

Anhänger der ANC protestieren derweil vor dem Gerichtsgebäude gegen den Künstler Brett Murray, der ebenfalls weiß ist. Auch 20 Jahre nach dem Ende der Apartheid sind die seelischen Spuren in Südafrika noch lange nicht verheilt.