Ärzte verschreiben zu oft Antibiotika - aber es gibt regionale Unterschiede

Von Dörte Rösler
9. Juli 2014

Antibiotika können Leben retten. Häufig werden sie jedoch bei Krankheiten verordnet, die sich auf anderem Weg besser heilen ließen. Das schafft Resistenzen, die die Wunderwaffe gegen Bakterien allmählich stumpf macht. Eine Studie zeigt außerdem regionale Unterschiede bei der Verschreibung.

Zu viele Verschreibungen bei unkomplizierten Infektionen

Um die Verordnung von Antibiotika bei bestimmten Krankheiten zu überprüfen, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) sämtliche Rezepte aus dem Jahr 2009 ausgewertet - von allen Kassen und Bundesländern.

Das Ergebnis: Vor allem bei weit verbreiteten Krankheiten wie Mandelentzündung und Bronchitis werden Antibiotika zu oft verschrieben. Auch bei unkomplizierten Harnwegsinfektionen, die meist von allein abheilen, greifen die Mediziner zu häufig zum Rezept.

Regionale Unterschiede

In Westdeutschland bekamen 59 Prozent der überwiegend weiblichen Patienten ein Antibiotikum, im Osten waren es 49 Prozent. Diese regionalen Unterschieden zeigen sich auch bei anderen Medikationen, wenn auch in schwächerer Form. So verordneten Ost-Ärzte bei Lungenentzündungen in 48 Prozent der Fälle ein Antibiotikum, in westlichen Praxen wurden 55 Prozent der Patienten antibiotisch behandelt.

Bei Infektionen der Atemwege und Bronchitis, die nur in 30 Prozent der Fälle durch Bakterien verursacht werden, lag die Verschreibungsrate im Osten bei 29 Prozent, im Westen bei 31 Prozent. Lediglich bei Scharlach scheint es egal zu sein, ob ein Kranker im Osten oder Westen der Republik lebt: 81 Prozent der Patienten bekommen ein Antibiotikum, um die Komplikationen durch die Streptokokken-Infektion zu vermeiden.