Antidepressiva in der Schwangerschaft könnten Psyche des Kindes beeinflussen

Höheres Risiko einer psychischen Erkrankung beim Nachwuchs durch Einnahme von Antidepressiva von Schwangeren

Von Cornelia Scherpe
5. Oktober 2017

Viele Menschen bekommen wegen seelischer Probleme vom Arzt Medikamente verschrieben. Daher ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass Frauen während einer Schwangerschaft unter Antidepressiva stehen. Manche nehmen die Wirkstoffe bereits vor der Empfängnis und setzen sie nach dem positiven Schwangerschaftstest nicht ab, andere Patientinnen entscheiden sich für einen Einnahmestopp in den neun Monaten.

Immer häufiger kommt es allerdings auch vor, dass Schwangere erst in diesen neuen Lebensumständen seelisch instabil werden und daher erstmals in der Schwangerschaft Antidepressiva nehmen. Eine Studie wollte zu all diesen Möglichkeiten erheben, wie groß das Risiko für den Nachwuchs ist.

Die Studie im Überblick

Untersucht wurden Fälle, in denen die werdenden Mütter so genannte selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (kurz SSRI) einnahmen. SSRI sind die Wirkgruppe der Antidepressiva, die am häufigsten verschrieben werden.

Zwar gibt es viele Studien zur Verträglichkeit, aber meist sind aus ethischen Gründen keine Schwangeren darunter. Da SSRI aber über die Plazenta aus dem mütterlichen Blut ins Ungeborene gelangen, sind Studien eigentlich notwendig.

Die Untersuchung aus Dänemark sah sich 905.383 Mütter an, die zwischen den Jahren 1998 und 2012 ein Kind entbunden hatten. Im Nachbeobachtungszeitraum sind von den 905.383 Kindern insgesamt 32.400 an einer psychischen Störung erkrankt. Nun kontrollierte man, welche Mutter in welcher Form mit Antidepressiva in Kontakt gekommen war.

Das Ergebnis

Hatte eine Frau noch nie im Leben SSRI eingenommen, lag das Risiko ihres Kindes auf psychische Störungen bei acht Prozent. Hatte eine Mutter vor der Schwangerschaft Antidepressiva genommen und dann in den neun Monaten abgesetzt, war das Risiko nur leicht erhöht und lag bei 11,5 Prozent.

Der Anstieg hängt damit zusammen, dass bis zur Erkenntnis der Schwangerschaft meist bereits eine gewisse Wirkstoffmenge beim Ungeborenen angekommen ist. Depressive Schwangere, die weiterhin ihre Medikamente nahmen, ließen das Risiko ihres Kindes auf 13,6 Prozent steigen. Begann die Depression erst in der Schwangerschaft, stieg die Rate durch erstmalige Medikamenteneinnahme auf 14,5 Prozent.

Die Studie belegt damit zwar einen Zusammenhang, doch die Forscher geben auch zu bedenken, dass verzehrende Faktoren im Spiel sein können. Es ist beispielsweise denkbar, dass seelische Probleme beim Kind nicht durch SSRI-Kontakt im Mutterleib entstehen, sondern depressive Mütter eher zu einer schwierigen Erziehung tendieren.