Bahntickets in Russland unbezahlbar - Massenprotest durch Schwarzfahren

Russlands Regierung hebt Fahrpreise für Bahn und Co. um das Drei- bis Fünffache an

Von Thorsten Hoborn
18. Februar 2010

Massenprotest und neuer Trend - Schwarzfahren ist in Russland zu einem Volkssport geworden. Die Regierung hat zum Jahresbeginn die Fahrpreise um das Drei- bis Fünffache angehoben und damit etwa drei Millionen Russen kalt erwischt. Seither gilt das Reisen mit dem öffentlichen Nahverkehr für sie als unbezahlbar und nicht mehr als Straftat. Sie nehmen Reißaus vor den Kontrolleuren, die nur mit Trillerpfeifen reagieren können.

Das Internet als Ratgeber zum Schwarzfahren

Internetforen stellen Tipps zur Verfügung, wie man gratis von A nach B gelangt und das Schwarzfahren oder das "Fahren als Hase", wie die Russen sagen, perfektioniert. Die hohen Preise sind Schuld und die Verbraucherschutzgesellschaft hofft, dass die Regierung die Preisstruktur überdenken wird, bevor es zu sozialen Massenprotesten kommt.

Wer in Moskau oder St. Petersburg mit der Elektritschka fährt, kann diverse Flucht-Szenarien täglich beobachten. Die Züge sind kalt, verdreckt und zerstört, die Bahnen werden als "Skotowoska" (Viehwaggon) bezeichnet und die langen Schlangen vor den Schaltern setzen dem Ganzen die Krone auf. Daher wird Schwarzfahren als Massenprotest von allen Altersklassen als gesellschaftlicher Protest ausgeübt.