Beruf: Ghostwriter

Gracia Sacher
Von Gracia Sacher
7. März 2013

Man geht davon aus, dass es in Deutschland etwa eine Handvoll Menschen gibt, die den Beruf des Ghostwriters ausüben. Einer davon lebt in Frankfurt und ist 33 Jahre alt. Seinen Namen will er nicht nennen, denn Ghostwriter üben ihre Tätigkeit anonym aus. Der Frankfurter fing vor einigen Jahren mit seinem Job an: als erstes bekam er den Auftrag, eine Hausarbeit zu schreiben.

In diesem Bereich bewegt sich der 33-Jährige schon lange nicht mehr, mittlerweile schreibt er Dissertationen in Fächern wie BWL, Kunstgeschichte oder Jura. Der Kontakt zu seinen Auftraggebern läuft über Email. Sie bezahlen ihn schließlich dafür, dass er ihnen zu einem Doktortitel verhilft. Wie der Ghostwriter sagt, sei ihm dies bislang bei jedem Auftrag gelungen.

Natürlich gehört ein gewisser Bildungsgrad und eine Menge Ehrgeiz dazu. Der Ghostwriter hat einen Abschluss in Philosophie. Auf seine Bewerbungen in Verlagen bekam er Absagen - er sei zu anspruchsvoll und überqualifiziert. Mit seiner jetzigen Arbeit eignet er sich stets neues Wissen an und erledigt mittlerweile eine Doktorarbeit in drei Monaten. Ein schlechtes Gewissen habe er nicht, denn er kritisiert die Professoren an den Universitäten, die diesen Betrug zulassen. Seiner Meinung nach würde man erkennen müssen, dass Doktorand und der vorliegende Schreibstil nicht zusammenpassen.

Der Frankfurter arbeitet für eine Ghostwriter-Agentur, die die Hälfte seiner Einnahmen behält und ihn dafür vermittelt. Pro Seite rechnet der 33-Jährige zwischen 60 und 100 Euro an, je nachdem wie komplex das Thema und wie groß der Aufwand ist.