Blick ins Gehirn: Hirnscans zeigen, wann ein Jugendlicher zur Risikogruppe für Adipositas gehört

Gewichtsentwicklung eines Teenagers - Risiko für Fettleibigkeit durch Hirnaktivität nachweisbar

Von Cornelia Scherpe
31. August 2017

Gedankenlesen gehört noch immer zu den Dingen, die Hirnforscher gern können würden. Noch bleibt das Zukunftsmusik, doch ein Team aus Wissenschaftlern konnte zumindest Hirnscans nutzen, um eine Prognose über die Gewichtsentwicklung eines Teenagers zu machen. Sie können zwar nicht sagen, an welche Leckereien die Kinder denken, doch die Hirnaktivität der einzelnen Regionen zeigt an, wer weniger Hemmungen beim Schlemmen haben wird.

An der Studie nahmen 36 Jugendliche zwischen 14 Jahren und 19 Jahren teil. Man bildete drei Gruppen: Schlanke mit schlanken Eltern, Schlanke mit adipösen Eltern und Adipositas-Patienten mit ebenso adipösen Eltern. Aus Beobachtungsstudien weiß man, dass schlanke Kinder mit beleibten Eltern trotz Normalgewicht ein familiäres Risiko haben, ebenfalls übergewichtig zu werden.

Alle 36 Teilnehmer durften nun an einem Essensbuffet so viel konsumieren wie sie wollten. Mittels funktionelle Magnetresonanztomographie wurden dabei die Hirnströme gemessen.

Bei der schlanken Gruppe rationale Entscheidung ersichtlich

In allen drei Gruppen aktivierte sich der vorderer anteriore Gyrus cinguli und die Insula. Beide Regionen werden bei Menschen immer dann aktiv, wenn sie an ein zukünftiges Ereignis denken und dieses emotional einordnen. Bei allen Jugendlichen gab es also eine messbare Vorfreude auf das Schlemmen.

Bei den schlanken Kindern mit schlanken Eltern aktivierten sich jedoch noch zwei weitere Region im Gehirn: die Basalganglien und der dorsolaterale präfrontale Cortex. Letztere gilt als Sitz des Verstandes und lässt Menschen rationale Entscheidungen treffen. Es ist zwar kein Gedankenlesen, doch es liegt zumindest der Schluss nahe, dass diese Teilgruppe das Buffet nicht nur mit Lust auf Essen betrachtete, sondern auch rational bewertete, wie viel Nahrung für diesen Tag noch sinnvoll und gesund ist.

Interessanterweise war bei schlanken Teenagern mit adipösen Eltern diese Hirnaktivität zwar auch vorhanden, jedoch stark eingeschränkt. Bei bereits übergewichtigen Kindern hingegen zeigten die Hirnscans hier keine besondere Aktivität. Es fehlte demnach die Hemmung. Die Forscher ziehen das Fazit, dass Hirnscans bei Jugendlichen genutzt werden können, um das individuelle Risiko auf Adipositas abzuschätzen.