Calcio Storico - Brutales Mannschaftsspiel mit Tradition

Die gefährliche Alternative zum Fußball kommt aus Italien und nennt sich Calcio Storico

Von Ingo Krüger
22. August 2011

Das ist kein Fußball, kein Rugby und Handball schon gar nicht. Das ist Calcio Storico. Bei diesem Spiel versuchen die Akteure mit allen Mitteln, dem Gegner den Ball abzuluchsen und Tore zu erzielen. Mit allen Mitteln, denn verboten ist bei Calcio Storico fast nichts. Verletzte sind an der Tagesordnung.

Florenz in der Toskana ist Schauplatz des Spektakels. Alljährlich im Juni treffen Mannschaften aus vier Stadtteilen aufeinander. Die "Weißen" stehen für den Stadtteil Santo Spirito, die "Grünen" für San Giovanni, die "Roten" für das Viertel Santa Maria Novella und die "Blauen" für Santa Croce. Jedes Team besteht beim Calcio Storico (dt. "historischer Fußball") aus 27 Spielern.

Woher kommt der gefährliche Fußball?

Das Spiel hat seine Wurzeln in der Renaissance. So findet die Begrüßungszeremonie nach den militärischen Regeln des 16. Jahrhunderts statt. Es soll an ein historisches Spiel vom 17. Februar 1530 erinnern. Damals belagerte die Armee von Kaiser Karl V. Florenz. Um ihre Furchtlosigkeit zu demonstrieren, spielten die Bürger der Stadt vor den Truppen des Feindes Fußball.

1930 sorgte der faschistische Diktator Benito Mussolini für die Wiedereinführung des "Calcio". Er fürchtete eine Überfremdung durch den damals in Italien überaus beliebten Fußball britischer Ausprägung. Seitdem treffen in Florenz alljährlich vier Mannschaften aufeinander, um den Sieger zu küren. Das Finale findet traditionell am 24. Juni, dem Namenstag des florentinischen Schutzpatrons Johannes dem Täufer, statt.

Spielen nach alten Sitten

Die Spieler treten in historischen Kostümen aus der Zeit der Renaissance an. Gespielt wird auf einem rechteckigen Sandplatz. Das Match dauert 50 Minuten, und die Torlinie erstreckt sich über die gesamte Breite des Platzes. Die Mannschaft, die das Turnier gewinnt, erhält als Siegprämie keinen Pokal, sondern ein weißes Kalb.

Bei Calcio Storico treffen Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten aufeinander. Alle Berufe sind vertreten, ob Fleischer, Grafiker, Student oder Möbelpacker - alle sind sie dabei, wenn in Florenz die Fäuste fliegen und der Ball geworfen oder getreten wird. Die Gesundheit leidet meist oder wie ein Veteran des Spiels es beschrieb: "Rein gehst du auf deinen Füßen, aber wie du wieder rauskommst, weißt du nicht."