Chinin kann gefährlich sein: der Krampflöser erhöht das Sterberisiko

Seit 2015 nicht mehr frei verkäuflich - Leichtfertiger Umgang mit Krampflöser Chinin kann tödlich enden

Von Cornelia Scherpe
1. Juni 2017

Chinin kennen viele als Zusatz in Bitter Lemon. Das Beruhigende zuerst: In Getränken ist die Konzentration an Chinin so gering, dass man einige Liter trinken müsste, um eine gefährliche Dosis im Körper anzusammeln. Anders verhält sich das bei Chinin-Präparaten aus der Apotheke.

Noch bis 2015 konnte man auch in Deutschland rezeptfrei Chinin beim Apotheker kaufen. Der Wirkstoff wurde als Krampflöser verkauft und gern von Patienten mit Restless-Legs-Syndrom genutzt. Seit April 2015 ist damit jedoch Schluss, denn Studien deuteten die Gefährlichkeit beim zu leichtfertigen Umgang an. Der Wirkstoff beeinflusst die Weiterleitung von Reizen im Herzmuskel, was zu einem plötzlichen Herzstillstand führen kann.

In manchen Ländern wird Chinin allerdings noch immer sehr leichtfertig zur Behandlung von Krämpfen eingesetzt. In Großbritannien konnten Forscher daher eine Studie zum Thema Chinin-Sterblichkeit durchführen.

Sterberisiko besonders bei unter 50-Jährigen erhöht

Ausgewertet wurden 12 Millionen Patientendaten, die zwischen den Jahren 1990 und 2014 gesammelt wurden. 175.195 Männer und Frauen hatten für einen längeren Zeitraum Chinin vom Arzt bekommen. Betrachtete man eine Nachbeobachtungszeit von 5,7 Jahren kam es zu 11.598 Toten.

Selbstverständlich wird die große Mehrheit dieser Todesfälle nicht auf Chinin zurückgehen. Um das Risiko einschätzen zu können, nahmen die Forscher eine Vergleichsgruppe (130.496 Personen), die bei ähnlicher Alters- und Geschlechtsverteilung und bei gleichen Diagnosen kein Chinin erhalten hatte. Hier zählte man in 5,7 Jahren insgesamt 26.753 Tode.

Umgerechnet auf Personenjahre gab es mit Chinin also 4,2 Tote pro 100 Personenjahre und ohne Chinin 3,2 Tote. Dieser Unterschied ist deutlich und statistisch relevant.

Auffällig war zudem, dass die Sterberate höher wurde, wenn die Patienten bei der Verschreibung jünger waren. Am gefährdetsten waren alle unter 50 Jahren. Die Forscher raten daher von der Einnahme von Chinin-Präparaten ab, wenn es Behandlungsalternativen gibt.