Der Berliner Fernsehturm erstrahlt im Nostalgie-Kleid

Von Katja Seel
26. April 2012

Für stolze 1,5 Milliarden Euro wird eines der Berliner Wahrzeichen, der Fernsehturm, neu gestaltet. Christina Aue, die Geschäftsführerin der zuständigen Betreiberfirma "TV Turm Alexanderplatz Gastronomie", wies auf die rasante Entwicklung der Hauptstadt mit, bei der der Turm mithalten müsse.

Das SED-Regime hatte den Turm im Ostteil der Stadt, am berühmten Alexanderplatz, zum 20jährigen Jubiläum der DDR-Gründung 1969 bauen lassen. Da der Staat durch die Internationale Fernsehkonferenz, die in der schwedischen Hauptstadt Stockholm ansässig ist, lediglich zwei Empfangsbereiche zugeteilt bekommen hatte, musste das Bauwerk möglichst hoch sein und im Zentrum liegen. Somit wurde ein 368 Meter hoher Fernsehturm errichtet. Aufgrund dieser Höhe wollten die Oberen der DDR ihm den Spitznamen "Telespargel" verpassen, die Berliner übernahmen diesen Namen jedoch nicht. Stattdessen spotteten sie über ein Kreuz, dass sich bei Sonnenschein auf dem kugelrunden Bauch des Turms bildet und sprachen hinter vorgehaltener Hand von der "Rache des Papstes" gegen die betont säkulare, anti-religiös eingestellte Diktatur.

Der kugelförmige Bau des Fernsehturms war zu seiner Zeit eine Neuheit in der Architektur. Sein Äußeres besteht aus 120 goldfarbenen, trapezförmigen Stahlelementen, die von der westdeutschen Firma "Stahlwerke Südwestfalen AG" hergestellt wurden. Das imposante Bauwerk, das eines der Highlights der Architektur des SED-Staates ist, wird heute von rund 1,2 Millionen Besuchern im Jahr besichtigt.

Die Erneuerung ist eine Hommage an die "Ostalgie", die DDR-Schwärmerei, die trotz des vielfach begangenen Unrechts noch in Ost und West verbreitet ist. Der Turm wird komplett im Retro-Look ausgestattet. Es gibt runde Leuchten, helle Kreise auf einem erdfarbenen Teppichboden sowie knallrote Sofas für die vielen Gäste. Darüber glitzert und funkelt eine an einen Sternenhimmel erinnernde Decke. Ein Hauch französischer Leichtigkeit mischt sich mit den schweren Erinnerungen.

An der Ausstattung arbeiten mehrere französische Innenarchitekten mit, die unter anderem die roten Sofas als Kontrast zu den dezenten Farben der übrigen Einrichtung kreiierten. Zum Osterfest soll der Turm wieder für Besucher geöffnet werden.