Der Weg der Hormone: Neues aus der Schilddrüsenforschung

Widerlegte Annahmen verdeutlichen die Komplexität der Schilddrüse und wie viel man noch nicht über sie weiß

Von Cornelia Scherpe
16. März 2015

Die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges Organ, denn in ihr werden die Thyronamine gebildet. Ohne diese Hormone kann der Mensch nicht leben, weshalb Patienten nach der Entfernung der Schilddrüse ein leben lang auf Medikamente angewiesen sind.

Analyse der Transporterproteine

Alle Geheimnisse hat die Medizin der Schilddrüse aber noch lange nicht entlockt. Bis vor knapp elf Jahren (2004) galt beispielsweise die Annahme, dass die Hormone völlig passiv durch die Zellmembran ihrer Zielzellen wandern. Doch Forscher fanden heraus, dass die Reise der Hormone sehr gezielt abläuft.

Sie werden durch Proteine geleitet und kommen so gezielt dort an, wo sie wirklich benötigt werden. Wie genau die Transporterproteine funktionieren, wurde in neuesten Untersuchungen analysiert. Kannte man zunächst nur das MCT8-Protein als Transporter, kommen nun

  • "MCT10",
  • "Lat1" und "Lat2", sowie
  • "Oat14"

hinzu. Diese vier Letztgenannte befördern neben den Schilddrüsenhormonen noch weitere Substanzen. Das zeigt, wie komplex der Schilddrüsenstoffwechsel ist und wie viel man noch immer nicht weiß.

Einfluss durch Antidepressiva

Erste Indizien weisen beispielsweise darauf hin, dass mache Probleme mit der Schilddrüse, die als Nebenwirkung von Medikamenten bekannt sind, vermutlich die Funktion der Transporterproteine stören. So zeigte sich in Versuchen, dass manche Antidepressiva das MCT8-Protein beeinflussen und so auch auf die Schilddrüse wirken.

Herzfrequenz und Körpertemperatur

Relativ jung ist ferner die Erkenntnis, dass die Thyronamine eine Rolle bei der Herzfrequenz und der Körpertemperatur spielen. Daher will man nun neue Medikamente entwickeln, die über die Schilddrüsenhormone auf die Temperatur und auf den Blutfluss wirken. Dabei geht es vor allen Dingen um die Notfallbehandlung nach einen Hirn- oder Herzinfarkt. Ein Forschungsprojekt mit diesem Schwerpunkt läuft seit 2012.