Die aplastische Anämie verstehen - Forscher ergründen Mutationen für späteren Krebs

Forscher haben den Zusammenhang zwischen einer geheilten aplastischen Anämie und einer folgenden Leukämie untersucht

Von Cornelia Scherpe
6. Juli 2015

Die aplastische Anämie ist eine ernste Erkrankung bei der das Knochenmark nicht richtig funktioniert. Das Leiden zählt zu den Autoimmunerkrankungen, da es Zellen der Abwehrkräfte sind, die sich irrtümlich gegen das Knochenmark wenden.

Durch ihren Angriff auf das blutbildende Gewebe im Körper herrscht bei der aplastischen Anämie ein ständiger Mangel an sämtlichen Blutzellen vor. Betroffene haben zu wenig rote und weiße Blutkörperchen, sowie zu wenig Thrombozyten.

Rund 15 Prozent der geheilten Patienten bekommen Leukämie

Früher war die Krankheit daher immer tödlich. Heute können Medikamente das Immunsystem so weit unterdrücken, dass das Knochenmark arbeiten kann. Heilbar wird die aplastische Anämie, wenn ein Spender für eine Stammzelltransplantation gefunden wird.

Allerdings bekommen rund 15 Prozent der geheilten Patienten später eine Leukämie, also Blutkrebs. Woran das liegt, wollten Forscher genau wissen und gingen ins Detail.

Mutationen für spätere Entstehung von Leukämie verantwortlich

Die Wissenschaftler fanden heraus, dass es offenbar bestimmte Mutationen sind, die für die spätere Entstehung von Leukämie verantwortlich sind. Sie untersuchten 439 Patienten, deren aplastische Anämie mittels Stammzelltransplantation geheilt worden war.

Bei 47 Prozent fanden die Forscher auffallende Mutationen. Dabei konnte man anhand der Genveränderungen sogar eine Prognose ableiten, ob eine Leukämie auftreten würde. Waren die Gene

  • BCOR,
  • BCORL1 und
  • PIGA

mutiert, hatten die Patienten eine bessere Chance, auf ihre Therapie anzusprechen und ohne Krebsfolge geheilt zu werden. Schlechter sah es dagegen aus, wenn die Gene

  • ASXL1 und
  • DNMT3A

Mutationen zeigten.

Aussagekraft der Gene begrenzt - weitere Untersuchungen notwendig

Die Forscher betonen allerdings, dass die Aussagekraft der Gene begrenzt ist und sie daher nicht als Richtlinie genutzt werden sollten. Es gab auch Patienten, die die ungünstigen Mutationen trugen und dennoch auf viele Jahre keinen Krebs entwickelten. Es müssen also noch weitere Erkenntnisse gesammelt werden.