Die Gefahr der "Mode-Diagnosen": Zu häufig sprechen Ärzte vom Burnout

Von Cornelia Scherpe
10. Juli 2013

Nicht nur in Sachen Mode oder Ernährung neigen Menschen schnell dazu, einem Trend zu folgen. Auch in medizinischen Dingen gibt es so etwas wie Trends und denen fallen sogar ausgebildete Ärzte zum Opfer.

So war in den letzten Jahren immer wieder vom Burnout die Rede und das überall in den Medien. Dabei handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die vor allen Dingen durch zu viel Stress ausgelöst wird. Durch permanente Arbeit und auch Überforderungen fallen die Betroffenen in ein seelisches schwarzes Loch. Mit anderen Worten: sie "brennen innerlich aus", was ohne Behandlung zu einer Depression führen kann.

Diese Krankheit gibt es zwar tatsächlich, doch manche Ärzte sind der Meinung, dass die Zahl der Diagnosen unrealistisch hoch ist. Sie glauben, dass viele Kollegen schnell dazu neigen, ein Burnout zu bescheinigen, weil sie selbst dem Glauben an diese Trenderscheinung zum Opfer gefallen sind.

Allerdings beeinflussen auch die Patienten selbst ihren Arzt. Da Burnout zu einer Modekrankheit geworden ist, wird das Leiden in der Öffentlichkeit eher toleriert. Wer dagegen sagt, er oder sie habe Depressionen, bewegt sich noch immer in einer Tabuzone. Die falsche Scham führt bei depressiven Patienten dann dazu, dass sie ihrem Arzt einreden wollen, dass sie "nur" an einem Burnout leiden.

Die Vermischung der einzelnen Krankheiten ist leider sehr einfach, da es bei den Symptomen viele Überschneidungen gibt. Kritische Psychologen raten daher zu mehr Wachsamkeit bei den Kollegen. Es gilt, die richtigen Fragen zu stellen und so der wahren Krankheit auf den Grund zu gehen. Während manche Patienten ihre Depression "klein reden" und ein Burnout bescheinigt bekommen wollen, steigern sich andere in vertretbare Situationen aktuellen Stresses hinein.