Die HLA-Kompatibilität bei Organspenden muss wieder deutlich ernster genommen werden

Von Cornelia Scherpe
17. Juli 2012

Ärzte sprechen von der HLA-Kompatibilität, wenn es darum geht, wie gut ein Spenderorgan zu seinem neuen Empfänger passt. Es handelt sich bei HLA-Merkmalen also um Gewebemerkmale. Die sind zwar von Natur aus bei jedem Menschen anders, doch es gibt verschieden starke Abweichungen. Die Verträglichkeit von Spenderorgan und Empfänger hängt im Wesentlichen davon ab, wie gering oder wie groß die Abweichung ist. Eine Übereinstimmung von 99 Prozent sollte das Ziel bei jeder Transplantation sein.

Doch das wurde in den letzten Jahren weltweit immer weniger streng gesehen. Das liegt natürlich zum Teil daran, dass es wenige Spender gibt und man daher nehmen muss, was vorhanden ist. Allerdings wurden auch die Medikamente zur Immunsuppression immer besser, sodass man viele Abstoßungen medikamentös verhindern kann.

Doch zu sehr darf man die Auswahlkriterien deshalb nicht lockern, das verdeutlicht nun wieder eine aktuelle Studie. Die Langzeituntersuchung mit 20.509 Patienten zeigt, dass die Spenderorgane, deren HLA-Kompatibilität zum Empfänger sehr gering ist, sich trotz Immunsuppressiva negativ auf den neuen Körper auswirken. Es steigt das Risiko für Krebs und das Risiko für Knochenbrüche. Die Mediziner führen das auf die verstärkte Verabreichung der Immunsuppressiva zurück. Diese können solche Nebenwirkungen heraufbeschwören und die Gefahr steigt, je höher die Dosis ist, die ein Patient einnehmen muss. Daher sollte man von Anfang an auf eine gute HLA-Kompatibilität achten und die Medikamente in den Hintergrund treten lassen.