Die Kultur des Neids: Warum uns die Todsünde in modernen Zeiten stärker denn je begleitet

Von Laura Busch
2. April 2013

Neid ist heutzutage vermutlich eine der weit verbreitetsten Todsünden. Schließlich können wir uns mit den Möglichkeiten des Internets auf Facebook und Co. in Echtzeit ansehen, welche Partner unsere Freunde und Bekannten haben, wohin sie in den Urlaub fahren oder wo sie arbeiten.

Niels van de Ven ist Neidforscher an der Universität Tilburg. Er glaubt, dass Neid eine so große Rolle in der Menschheitsgeschichte spielt, weil der Mensch ein soziales Wesen ist. Wie man in der Gruppe dasteht, ist und deswegen enorm wichtig.

Neid ist dabei kein logisches Gefühl, denn wir können auch neidisch auf einen Menschen mit einem großen Haus sein obwohl wir eigentlich wissen, dass sich dieser Nachbar dafür stark verschuldet hat. Neid könne aber auch ein Ansporn sein, so van de Ven. Es kann einen selbst zu besseren Leistungen motivieren und so einen positiven Einfluss auf die eigene Vita ausüben.

Wichtig ist immer nur, dass man sondiert, woher das Gefühl kommt. Denn nicht alles, was andere Menschen haben oder leisten, ist für das eigene Leben passend und erstrebenswert. Neid ist zudem auch ein kulturelles Konstrukt. So sind beispielsweise große Unterschiede nachgewiesen, für die das Ausmaß an Neid in alten und neuen Bundesländern. Westdeutsche, die es gewohnt sind, alles frei wählen und machen zu können, sind bewiesenermaßen weniger neidisch als Ostdeutsche.