Die Landkrankheit: Forscher entwickeln eine Therapie gegen das "Disembarkment Syndrome"

Von Cornelia Scherpe
11. August 2014

In der Fachsprache hat die Störung diverse Namen: Im englischsprachigen Raum nennt man sie "Disembarkment Syndrome", bekannt ist auch die französische Bezeichnung "Mal de Débarque­ment-Syndrom", oder zu deutsch einfach "Landkrankheit".

Während viele die "Seekrankheit" kennen, bei der man das Schaukeln an Bord schlecht verträgt, ist das Gegenstück dazu weniger bekannt. Bei der Landkrankheit treten die eigentlichen Beschwerden erst auf, wenn man das Schiff wieder verlässt. Der feste Boden unter den Füssen scheint sich noch immer zu bewegen, was zu Schwindel und Übelkeit führen kann. Der Arzt nennt all diese Wahrnehmungsstörungen eine "Kinetose".

Normalerweise vergehen Schwindel und co. nach wenigen Minuten, doch manche Patienten müssen dauerhaft damit Leben. Bisher ist es der Medizinwelt nicht möglich gewesen, Menschen mit der Landkrankheit zu behandeln. Doch dies könnte sich nun ändern.

Grund für Landkrankheit ist die Störung eines Reflexes

Neurologen haben zum ersten Mal herausgefunden, warum der Körper überhaupt dem Irrglauben unterliegt, der Boden würde noch immer wie auf dem Schiff oder im Bus in Bewegung sein. Sie glauben, dass dem Prozess eine Störung des vestibulo­okulären Reflexes zugrunde liegt. Dieser auch als VOR abgekürzte Reflex hilft dem Gleichgewichtsempfinden.

Wer seinen Kopf bewegt, führt dabei völlig unbewusst eine leichte Augenbewegung zur Gegenseite der Bewegung durch. Wer den Kopf nach recht dreht, blickt demnach leicht nach links und umgekehrt. Bei einer Bus- oder Bootsreise wird diese Reflex überreizt, was an Land zu einer kurzfristigen Verselbstständigung führt. Ist dieser Reflex jedoch dauerhaft gestört, muss gehandelt werden.

Die Therapie der Landkrankheit

In der neuen Therapie sollen die Betroffenen auf eine Trommel blicken, die mit schwarzen und weißen Streifen versehen ist. Sie wird in Bewegung gesetzt und der Patient muss nun den Kopf immer wieder neigen, während der die Streifen beobachtet. Trifft die Therapie dabei genau die Frequenz, die der Patient bei seinem Schwindel fühlt, steuert man dem Reiz entgegen. Nach einer Woche hatten von 24 Teilnehmern 17 Probanden ihre Landkrankheit tatsächlich überwunden.