Eine Studie behauptet, Rationierung nähme bei Intensivstationen überhand

Versorgungsmangel auf Intensivstationen durch unberechenbare und instabile Finanzierung

Paradisi-Redaktion
Von Paradisi-Redaktion
15. Juli 2009

Das Geld bestimme immer öfter, was in der Intensivmedizin gehe, sagt Joachim Boldt, Chefarzt der Anästhesiologie im städtischen Klinikum Ludwigsburg. Er stützt seine Behauptung auf eine Befragung von 540 Verantwortlichen deutscher Intensivstationen.

Berechenbare und stabile Finanzierung von Leistungen wird gefordert

Das Problem des Versorgungsmangels werde ignoriert, sagt er in der "Apotheken Umschau". Eine wesentliche Ursache sieht er in fehlenden Standards, nach denen Entscheidungen im Notfall getroffen werden. Knapp ein Drittel der befragten Kliniken hätte zum Beispiel angegeben, gelegentlich Patienten ablehnen zu müssen, weil andere Kranke den Platz blockieren, obwohl die Ärzte deren Behandlung als nicht sinnvoll einstuften.

Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft weist die Kritik zurück: Eine Rationierung auf Intensivstationen finde nicht statt. Es mangele aber tatsächlich an einer berechenbaren und stabilen Finanzierung der Leistungen. Baum sieht hier die Politik in der Pflicht.

Professorin Dr. Claudia Spieß, Chefärztin der Anästhesie der Charité in Berlin, hält das Ganze für eine "unglückliche Diskussion": Bevor über Rationierungen gesprochen werde, sollten wissenschaftliche Erkenntnisse besser umgesetzt werden. Solange sie Ärzte daran nicht konsequent arbeiten würden, gehe die Kostendiskussion am Problem vorbei, mahnt sie in dem Gesundheitsmagazin.