Elektronische Gesundheitskarte: Kosten von 728 Millionen Euro in keiner Relation zum Nutzen

Von Frank Sprengel
2. Juli 2013

Nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) habe die Umstellung auf die elektronische Gesundheitskarte bisher gut 728 Millionen Euro verschlungen. Ein tatsächlicher Mehrwert im Vergleich zur klassischen Gesundheitskarte zeige sich bislang noch nicht, was vor allem auf Kassenärzte, Apotheker und Krankenhäuser zurückzuführen sei, da diese das neue Projekt geradezu konterkarieren würden.

Die Kassenärzte hätten sogar schon mit einem Ausstieg aus dem IT-Projekt gedroht. Daher verlange der Spitzenverband nach gesetzlichen Regelungen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) schiebe die Schuld für das drohende Scheitern des Projekts hingegen auf GKV-Verband, zumal dieser viele Vorschläge von Seiten der Ärzte hintertrieben habe.

Eine Möglichkeit, den Versicherungsnehmern, von deren Gebühren der Aufbau des IT-Projekts letztendlich finanziert würde, einen wirklichen Nutzen zu bieten, sehe der Spitzenverband wiederum in etwaigen Online-Anwendungen. Um was für Anwendungen es sich dabei genau handle, sei jedoch noch unklar. Denkbar wären digitale Krankenakten oder auch digitalisierte Unterschriften.

Zudem sei angedacht, dass von 2017 vermerkt wird, ob der Kartenbesitzer potenzieller Organspender ist. Notfalldaten, wie etwa zu Allergien oder eine Medikamentenunverträglichkeit, könne man hingegen schon heute freiwillig speichern lassen.

Während sich die Uneinigkeiten zwischen dem GKV-Verband und der KBV scheinbar alleinig auf die hohen Kosten, den mangelnden Nutzen und den zu betreibenden Aufwand sowie diesbezügliche Schuldzuweisungen beziehen, sieht aber zum Beispiel die "Gesellschaft für Informatik" noch ein ganz anderes Problem.

Nach Auffassung der gemeinnützigen Gesellschaft sei es in Anbetracht der vielen Millionen Versicherungsnehmer und der Zugriffsberechtigungen, die vergeben werden müssten, unmöglich, einen ausreichenden Schutz der Daten zu gewährleisten.