Erste Hilfe bei einer Überdosis - verbesserte Dialyse soll Leben retten

Libosomen führen Giftstoffe ab - Schweizer Forscher arbeiten an einer neuen Form der Dialyse

Von Cornelia Scherpe
29. Oktober 2014

Nicht nur Drogenabhängige und lebensmüde Menschen können eine Überdosis bekommen. Immer wieder geschieht es, dass Senioren ihre Medikamente falsch nehmen, oder kleine Kinder die bunten Pillen in der Küche für Süßigkeiten halten.

Kommt es zu einer Überdosis, muss sofort gehandelt werden. Bisher gibt es allerdings gegen die Mehrheit der Medikamente keine Gegengifte. Daher muss der Betroffene zum Erbrechen gezwungen werden, oder der Magen wird ausgepumpt. Diese Notmaßnahmen könnten jedoch überflüssig werden, denn schweizer Forscher haben an einer neuen Form der Dialyse gearbeitet.

Infektionsrisiko durch Peritonealdialyse

Menschen mit Nierenschwäche erhalten regelmäßig eine "Blutwäsche". Das Verfahren nennt man "Hämodialyse". Eine andere Form der Dialyse nennt sich "Peritonealdialyse" und erfolgt direkt über das Bauchfell. Die Methode kommt im Praxisalltag selten zum Einsatz, da durch den Eingriff das Infektionsrisiko steigt. Bakterien und andere Erreger können direkt in den Bauchraum gelangen. Außerdem wird die Peritonealdialyse selten genutzt, da bisher eine Dialyse über das Bauchfell weniger effektiv war.

Libosomen als "Gefängnisbläschen"

Genau das haben die schweizer Wissenschaftler jedoch geändert. Sie haben dafür eine neue Dialyseflüssigkeit entwickelt. Zum Einsatz kommen dabei die sogenannten "Libosomen". Das sind winzige Bläschen, die von einer Membran umschlossen sind und in ihrem Inneren eine Flüssigkeit transportieren. Die Forscher haben ihr Mittel dabei so entwickelt, dass die Giftstoffe im Körper direkt ins Innere der Libosomen geleitet werden und dort wie in einem Gefängnis sitzen. Wird die Flüssigkeit wieder aus dem Körper geholt, gelangen auch all die Giftstoffe hinaus.

Effektive Giftfilterung

Erste Tests haben gezeigt, wie effektiv diese Form der Dialyse ist. Dank der verbesserten Dialyseflüssigkeit werden die Gifte 100 mal so effektiv gefiltert. Die Peritonealdialyse kann außerdem ohne großen Aufwand durchgeführt werden. Das bedeutet, der Patient muss nicht erst ins Krankenhaus transportiert werden. Der Notarzt kann noch vor Ort handeln. Da bei einer Überdosis jede Minute zählen kann, ist dies ein großer Vorteil.

Erste Studien mit Menschen sind für die kommenden Jahre geplant.