Evolution der Nase: Die Klimaregion der Vorfahren entscheidet über die Form

Menschen aus Nordeuropa haben längere Nasen, in Westafrika dominieren breite Nasen

Von Cornelia Scherpe
5. April 2017

Es gibt eine Vielzahl an Nasenformen. Von der kleinen Stupsnase bis hin zu sehr langen Nasenrücken oder breiten Nasenflügeln wird das ganze Spektrum abgedeckt. Welche Form ein Mensch hat, wird durch seine Gene bestimmt und diese wiederum kommen aus der zurückliegenden Menschheitsgeschichte.

Wissenschaftler haben sich die Nasenformen von über 450 Freiwilligen angeschaut. Die Männer und Frauen kamen aus Nordeuropa, Ost- und Südasien sowie Westafrika.

Von jedem Teilnehmer wurde ein 3D-Bild der Nase angefertigt. So konnten die Forscher auf den Millimeter genau feststellen, welche Höhe und Breite die jeweilige Nase hatte und wie weit die Nasenlöcher auseinander lagen.

Deutliche Gemeinsamkeiten bei gleicher Herkunftsregion

Es fanden sich deutliche Zusammenhänge je nach Herkunftsregion, was klar dafür spricht, dass die Nasenform kein Produkt des individuellen Zufalls ist. Menschen aus Nordeuropa hatten eine eher lange Nase mit schmalen Nasenflügeln (also eng stehenden Nasenlöchern). In Westafrika dominieren dagegen breite Nasen und in Asien sind die Nasenflügel stark abgeflacht.

Den Grund für diese regionsspezifischen Formen sehen die Wissenschaftler in der jeweiligen Klimazone begründet. Wie hoch die durchschnittliche Jahrestemperatur und die Luftfeuchtigkeit ist, beeinflusst über die Generationen hinweg die Gestalt der Nase. Um das zu verstehen, muss man sich die Funktion der Nase etwas genauer ansehen.

Zusammenhang zwischen Nasenform und Klimazone

Über die Nase wird Luft eingeatmet. Neben dem lebenswichtigen Sauerstoff gelangen mit jedem Atemzug jedoch auch Giftstoffe und Erreger in den Körper. Um das Infektionsrisiko zu senken, wird die Atemluft auf ihrem Weg durch die Nase erwärmt und befeuchtet. Damit senkt der Körper die Gefahr auf Infektionen.

Da die Atemluft in Nordeuropa vergleichsweise trocken und kühl ist, wird eine hohe und lange Nasenform zum Vorteil. Die Luft muss einen weiteren Weg zurücklegen und der Organismus hat damit mehr Chancen zur Erwärmung und Befeuchtung.

Da die Nasenlöcher enger zusammenliegen, wird das ganze noch effizienter. In warm-feuchten Klimazonen ist das schlicht nicht notwendig und die Nase kann kürzer und/oder flacher sein.

Die Evolution der Nase regt die Forscher bereits zu neuen Themengebieten an. Interessant wäre für sie beispielsweise die Frage, ob die individuelle Gefahr für Atemwegsinfektionen steigt, wenn eine Person sich in einer Klimazone aufhält, die nicht zu ihrer Nasenform passt.