Expertenstreit: Deutschland als Rüpelgesellschaft - ja, oder nein?

Von Ingrid Neufeld
19. Oktober 2012

Die Deutsche Knigge-Gesellschaft erklärte, dass Deutschland zur "Rüpelgesellschaft" verkomme. Dieser Meinung widerspricht der Psychologe Niels van Quaquebeke, im Deutschlandradio Kultur. Anlass seiner Meinungsäußerung war die Jahrestagung der Knigge-Gesellschaft in Grafenau in Niederbayern.

Der Knigge-Gesellschaft geht Höflichkeit naturgemäß über alles. Damit sähe es in Deutschland schlecht aus, betonte der Vorsitzende Hans-Michael Klein. Dem entgegnet Quaquebeke , dass die Menschen sensibler geworden wären. Die Frage nach dem "Wie miteinander umgehen" sei wichtig. Bei schlechtem Benehmen würde nicht mehr einfach beiseite geschaut. Respekt füreinander läge nicht darin, Regeln zu befolgen, sondern sich vielmehr auf das Weltbild des anderen einzulassen.

Doch der Deutschen Knigge-Gesellschaft geht es nicht nur um Tischsitten oder darum, wie man sich richtig begrüßt, sondern ganz konkret um die das richtige Benehmen als Kreuzfahrtteilnehmer, oder um den Umgang miteinander in anderen Ländern.

Der Vorsitzende Hans Michael Klein unterstrich seine Meinung, dass Deutschland sich in Richtung "Rüpelgesellschaft" entwickle. Die Schuld dafür sieht er in der 68er Generation, die ihre Kinder anti-autoritär erzogen hätten. Darum soll von Grafenau aus ein neuer Knigge-Impuls das Land erfassen.

Er wies darauf hin, dass Adolph Freiher von Knigge, der den Benimmregeln einst den Namen gab, keineswegs als ein "Benimmonkel" gelten könne. Denn für die Eigendynamik der Knigge-Regeln kann er nichts.