Fleischfressende Pflanze und Ameisen Seite an Seite

Von Ingo Krüger
15. Mai 2012

Die fleischfressende Pflanzenart Nepenthes bicalcarata ist etwas Besonderes. Das ausschließlich auf der Pazifikinsel Borneo vorkommende Gewächs aus der Gattung der Kannenpflanzen zeichnet sich durch eine Symbiose mit Ameisen aus.

Die Insekten leben in zerstreuten Kolonien in speziellen, ausgehöhlten Verdickungen im Übergangsbereich von Ranke zu Kanne. Dabei nisten sie sich in den Kammern ein und verteidigen die Pflanze gegen einen speziellen Fressfeind, einen Rüsselkäfer der Gattung Alcidodes. Die Ameisen selbst können sich gefahrlos über die glatte Oberfläche der Pflanze bewegen. Sie profitieren von der Symbiose, indem sie in die Kannenflüssigkeit tauchen, um dort größere Beutetiere herauszufischen und zu fressen.

Wissenschaftler analysierten nun die Wuchseigenschaften und den Nährstoffgehalt von Pflanzen ohne und mit Ameisen-Partner. Dabei fanden sie heraus, dass "bewohnte" Pflanzen eindeutig mehr Biomasse aufbauten. Sie verfügten auch über einen wesentlich höheren Gehalt an Stickstoff, dem wichtigsten Pflanzennährstoff. Dieser konnte nur auf die Anwesenheit der Ameisen zurückzuführen sein.

Die Ameisen lassen ihren stickstoffhaltigen Abfall sowie ihre Stoffwechselprodukte in den Kannen. Außerdem greifen sie alle Insekten an, die auf der Kanne haltmachen. So steigern sie die Zahl der Abstürze in die Verdauungsflüssigkeit. Es zahlt sich für N. bicalcarata folglich aus, die Ameisen mit Zuckersaft und Wohnraum zu versorgen.