Fremde Arten bevorzugen verschmutzte Flüsse

Von Ingo Krüger
23. November 2012

In Deutschland finden immer mehr ungebetene Gäste Unterschlupf. Zu ihnen zählt etwa die Wollhandkrabbe, die in Ostchina beheimatet ist. Mittlerweile ist sie in zahlreichen europäischen Gewässern anzutreffen. Besonders beliebt ist das Tier wegen seiner Grabaktivität jedoch nicht.

Ihre Reise treten sie meist in den Ballastwasser-Tanks der Schiffe an. Solche Fahrten überleben nur Tiere, die widerstandsfähig und genügsam sind. Da sie extreme Umweltbedingungen gewohnt sind, siedeln sie sich bevorzugt in mit Schadstoffen belasteten Fließgewässern an.

Die Wollhandkrabbe ist nur eine von vielen Arten, die gerade in den kommenden Jahren sich in Europa niederlassen und dort heimisch werden wird. Untersuchungen zufolge halten sich invasive Arten, wie etwa Schnecken, Muscheln, Flohkrebse und Asseln, gerade an Orten mit erhöhter Salzbelastung auf. Geringere Sauerstoffsättigung und erhöhte Temperaturen tragen dazu bei, dass sich die Tiere wohlfühlen.

Experten fürchten, dass die Zunahme des Schiffsfrachtverkehrs dazu beitragen wird, dass es längerfristig auch zu vermehrten Invasionen kommen werde. So leben im viel befahrenen Rhein jetzt schon allein mehr als 45 Arten wirbelloser Einwanderer. Heimische Arten haben vor allem mit zwei Problemen zu kämpfen - mit den verschmutzten Gewässern einerseits sowie der Verdrängung durch die Neuankömmlinge andererseits.

Angesichts der bedrohten Artenvielfalt reden Biologen bereits von einer "McDonaldisierung" der Natur. Überall gebe es nur noch das gleiche Angebot, erläuterte ein Forscher.