Frühchen leiden still

Von Jutta Baur
9. Juli 2012

Sie sind rührend klein und hilflos und kämpfen nicht selten um ihr Leben - zu früh geborene Babys. Die moderne Apparatemedizin macht vieles möglich, was früher undenkbar war. Doch genau diese Medizin, lässt die Kleinen leiden. Schläuche, Spritzen und Kanülen verursachen bei den Frühchen messbaren Schmerz. Und der führt zu oxidativem Stress. Das bedeutet, dass im Körper freie Radikale entstehen. Für Mediziner ist darum wichtig, sich eingehender mit Schmerzen bei Frühchen zu befassen, um Körper und Seele der Kleinen zu schützen.

Laurel Slater von der Loma Linda University School of Medicine in Kalifornien war der Leiter des Teams, dass die zu früh Geborenen untersuchte. Bei den 80 Babys wurde immer unmittelbar vor und nach einem Kanülenwechsel Blut entnommen. Bei einer anderen Kontrollgruppe geschah dies unabhängig davon. Zudem überprüften die Wissenschaftler den entstehenden Schmerz subjektiv mithilfe des "premature infant pain profile" (PIPP). Dieses Konzept arbeitet mit der Beobachtung des Gesichtsausdrucks und dem Messen von Blutdruck und Sauerstoffsättigung.

Es zeigte sich, dass die Säuglinge mit körperlichem Stress auf die schmerzhafte Behandlung reagieren. Die freien Radikalen, die dadurch freigesetzt werden, können zu Zellschäden führen. Für die Entwicklung der Kleinen ist dies ausgesprochen schädlich. Damit ist für Slater klar, dass ein größeres Augenmerk auf das Schmerzempfinden der Frühchen gelegt werden muss. Nicht nur die Seele, sondern auch der winzige Körper leidet bei Schmerzen.