Gefährliche Leidenschaft - Mexicos Barden im Fokus der Drogenbosse

Von Susanne Schwarz
7. März 2013

Eine unterhaltsame Party nahm Ende Januar ein jähes Ende. In der Bar La Carreta in der Nähe der mexikanischen Großstadt Monterrey kam es zu einer Schießerei. Die ca. 50 Gäste des Abends wurden von der Band Kombo Kolombia mit latein-amerikanischen Rhythmen unterhalten. Die Polizei konnte den Tathergang rekonstruieren.

In der Nacht wurde die Bar von bewaffneten Männern überfallen, die in Geländewagen vor der Bar vorfuhren. Den Gästen wurde alles abgenommen, was von Wert war, außerdem wurden 14 Mitglieder der Band und drei ihrer Helfer entführt.

Einem Mann gelang es, in Sicherheit zu gelangen. Die entführten Personen wurden kurze Zeit nach dem Überfall tot aufgefunden. Die Leichen wurden auf einer verlassenen Ranch in einem Brunnen entsorgt.

In dieser Region Mexikos kämpfen zwei Drogen-Mafias gegeneinander. Das "Golf-Kartell" und die "Zetas" machen immer wieder durch Folterungen und Hinrichtungen von sich reden. Die Statistik zeigt, dass immer mehr Künstler Mafia-Opfer werden. Meistens handelt es sich um Gesangsdarbietungen von Narcocorridos, bei denen es sich um Lieder über die Drogenbosse handelt. In den Songs werden die großen Drogenbosse verherrlicht. Die toten Musiker von Kombo Kolombia traten vorwiegend in Lokalen der "Zetas" auf und wurden auch schon privat in Drogenkreise eingeladen.

Das Wort "Narco" steht in diesem Land für alle Dinge, die Drogen betreffen. Lieder über die Drogenbosse haben eine lange Tradition. Unter Corridos versteht man landestypische Balladen. Die Narcocorridos verbinden beide Welten. Schriftsteller Élmer Mendoza erklärte, dass die Drogen-Kartelle großes Ansehen genießen, weil sie sich über die Gesetze hinwegsetzen und sich nehmen, was sie wollen. Für die armen Bevölkerungsschichten werden sie zu Vorbildern.

Rosalino "Chalino" Sánchez war der erste Barde, dem die Narcocorridos den Tod brachten. Die Zahl der Bands, die sich mit dieser Musik beschäftigen, liegt über 8.000. Die Gefahr, Opfer der Drogenbosse zu werden, ist für Musiker sehr hoch. Bei Missgefallen einer Strophe oder Äußerung, ist der Tod besiegelt.

Der Vorfall vom Januar soll wohl darauf zurückzuführen sein, dass die Band auf privaten Veranstaltungen für ehemalige "Zetas" auftraten. Die "Zeta" selbst soll den Überfall durchgeführt haben.