Gefahr im Straßenverkehr: Manche Medikamente beeinflussen auch die Gehtüchtigkeit
Arzneien, die die Fahrtüchtigkeit beeinflussen, können sich auch negativ auf die Gehtüchtigkeit auswirken
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die auf die Motorik und die Konzentration eines Patienten wirken und daher einen entsprechenden Vermerk im Beipackzettel tragen: Fahrtüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen ist eingeschränkt. Diesen Hinweis geben auch Ärzte ihren Patienten beim Verschreiben der entsprechenden Mittel mit.
Was viele Menschen jedoch nicht bedenken: Wirkstoffe, die fahruntüchtig machen, können auch die Gehtüchtigkeit beeinträchtigen. Bislang fehlte es allerdings an Studien, die dies wissenschaftlich mit Zahlen belegten. Forscher aus Frankreich haben nun ihre Ergebnisse für ein Experiment veröffentlicht, die zeigen, wie stark das Unfallrisiko für Fußgänger unter Medikamentenwirkung wirklich ist.
48 Wirkstoffklassen, die die Gehtüchtigkeit beeinflussen können
Dafür sammelten sie die Daten von 16.458 Fußgängern, die wegen eines Verkehrsunfalls in Behandlung gewesen waren. Es wurde erhoben, welche Medikamente sie in dieser Zeit genommen hatten. Um noch detailliertere Ergebnisse zu bekommen, begleiteten die Forscher alle Patienten auch in den Monaten, in denen keine Wirkstoffe eingenommen wurden. So wurden diese Menschen nach der Auswaschzeit ihrer Arzneien gleich zu ihrer eigenen Kontrollgruppe.
Die Wissenschaftler fanden 48 unterschiedliche Wirkstoffklassen, die mit einer deutlichen Beeinträchtigung der Gehtüchtigkeit zusammenhingen. Das Risiko auf Unfälle im Straßenverkehr, an denen als Fußgänger teilgenommen wurde, stieg bei Benzodiazepin-Derivaten (gegen Angststörungen), bei Opiumalkaloiden und Analgetika (beides gegen starke Schmerzen), bei ACE-Hemmern und bei diversen Antidepressiva.
Auch Antihistaminika als Mittel gegen Allergien und Essigsäurederivate gegen starke Gelenkprobleme wirkten auf das Unfallrisiko der Teilnehmer. Am höchsten stieg die Gefahr beim GnRH-Analoga. Wer diese Mittel gegen Krebs einnehmen musste, dessen Unfallrisiko stieg um 198 Prozent. Auf Platz 2 lagen mit einer Risikosteigerung von 189 Prozent Antidiabetika (gegen Diabetes) und auf Platz 3 mit 168 Prozent Antidementiva (gegen Demenz).
Für die Forscher steht damit fest, dass die Warnhinweise in Beipackzetteln künftig auf diese Tatsache hinweisen sollten. Auch Ärzte sind dazu angehalten, dass Gefahrenbewusstsein ihrer Patienten zu stärken.