Geschlechterunterschied beim Herzinfarkt: Männer und Frauen doch nicht so verschieden

Von Cornelia Scherpe
30. Mai 2014

Schon seit einiger Zeit bemüht sich die Medizin vermehrt darum, bei Diagnosen und Therapien auf die unterschiedlichen Geschlechterbedürfnisse zu achten. Immer wieder zeigt sich, dass Männer und Frauen auf Krankheiten unterschiedlich reagieren. Sie haben andere Symptome und benötigen teilweise eine andere Therapie.

Die Unterschiede bei Männern und Frauen

Bisher ging man davon aus, dass dies auch bei Herzinfarkten der Fall ist. Männer erleiden einen Infarkt meist in jüngeren Jahren als Frauen, doch dafür sterben Frauen öfter an den Folgen des Infarkt. Zu diesen Unterschieden kommt der Fakt, dass Frauen die Symptome oft anders als Männer erleben.

Statistisch gesehen haben Männer beim Herzinfarkt meist starke Schmerzen in der Brust. Bei Frauen sind es dagegen eher Druckschmerzen. Außerdem erleben Patientinnen häufiger weitere Symptome wie Übelkeit und Schmerzen im Bauch. All das ließ vermuten, dass die genauen Mechanismen bei der Entstehung des Infarkts abweichend sein könnten.

Neue Studie liefert Gegenbeweise

Doch eine aktuelle Studie zeigt, dass trotz dieser spürbaren Unterschiede das "Männerherz" und das "Frauenherz" ähnlich leidet und die Infarkttherapie daher doch vergleichbar sein muss.

An der Untersuchung hatten 140 Männer und Frauen teilgenommen. Nach den Herzinfarkten wurde der Thrombus (das Gerinnsel) entfernt und ein Stent eingesetzt. Zwischen diesen beiden Schritten führten die Forscher ein OCT durch. Eine solche "optische Kohärenztomografie" macht die Herzaktivität gut sichtbar.

Diese war bei Männern und Frauen absolut vergleichbar. Auch die Ablagerungen von Plaques waren ähnlich. Man konnte keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern erkennen. Neun Monate nach dem Einsetzen der Stents führte man erneut ein OCT durch und wieder waren die Werte beider Gruppen absolut vergleichbar.

Demnach sollten Männer und Frauen nach einem Herzinfarkt auch in Zukunft gleich therapiert werden. Die Gründe dafür, dass die Geschlechter den Infarkt an sich anders erleben, können nicht im Herzen selbst gesucht werden.