Geschwister entwickeln leichter Mitgefühl als Einzelkinder

Prosoziales Verhalten wird durch ein Zusammenleben mit Geschwistern gefördert

Von Cornelia Scherpe
7. November 2014

Wer mit einem Bruder oder einer Schwester aufgewachsen ist, erinnert sich an Streitereien, aber auch an das Schließen von Kompromissen und an das Aufpassen aufeinander. Eine US-Studie hat nun untersucht, ob das Aufwachsen mit Geschwistern einem Menschen Mitgefühl beibringt und kommt zu einem positiven Ergebnis.

Einzelkinder können Konflikten ausweichen

Durch das gemeinsame Leben werden die Jungen und Mädchen geradezu gezwungen, Versöhnungsbereitschaft zu erlernen, den Weg zu Kompromissen zu gehen und auch einmal mitfühlend und selbstlos zu sein. Einzelkinder haben diesen Zwang maximal beim Kontakt zu Freunden. Mit den Spielkameraden ist man aber nicht so eng im Alltag verbunden, was Einzelkindern eher die Möglichkeit gibt, sich ohne Probleme aus einem Konflikt zurückzuziehen.

In einer Familie mit mehreren Kindern wird dagegen automatisch vermehrt auf ein gemeinsames Leben in jeder Situation Wert gelegt. Der Weg zu Mitgefühl und Verständnis ist daher viel leichter zu erschließen; einfach, weil die Kinder es lernen müssen.

Geschwisterkinder prosozialer als Einzelkinder

Die Forscher hatten in ihrer Untersuchung insgesamt 308 Familien begleitet. Über drei Jahre hinweg wurde die Entwicklung der Kinder verfolgt und dabei besonders auf die sozialen Kompetenzen geachtet. Die Gruppe derer mit Geschwistern war durchgängig prosozialer als die Einzelkinder.

Interessant war, dass es zwischen den Geschlechtern im Bezug auf die Wirkung der Geschwister keinen Unterschied gab. Mädchen profitierten von Geschwisterbanden ebenso wie Jungen.

Mädchen legen großen Wert auf die Gegenwart von Freundinnen

Dagegen fand man eine deutliche Abweichung, wenn es um die Beziehung zu Freunden ging. Spielkameraden wurden von Jungen als schön, aber nicht zwingend notwendig betrachtet. Mädchen dagegen fanden den Kontakt zu Freundinnen und Freunden nicht nur sinnvoll, sondern notwendig.

Dies zeigt laut Meinung der Forscher, dass Jungen eher allein spielen können als Mädchen, während die jungen Damen großen Wert auf die Gegenwart anderer und die Kommunikation mit ihnen legen.