Häufige Mandelentzündung im Kindesalter ist genetisch bedingt

Forscher fanden heraus, warum manche Kinder häufiger an einer Tonsillitis erkranken als andere

Von Cornelia Scherpe
15. März 2019

Der Arzt spricht von einer Tonsillitis, wenn die Mandeln im Rachenraum ­ent­zündet sind. Gerade im Kindesalter haben viele Menschen damit zu kämpfen und manche Jungen und Mädchen leiden mehrfach im Jahr darunter. Warum aber die einen anfälliger als die anderen sind, hat eine aktuelle Studie untersucht.

Die Tonsillen bilden eine Art Schutzwall gegen Erreger. Sie reagieren sofort, wenn feindliche Bakterien oder Viren im Rachenraum siedeln wollen und verhindern in der Mehrheit der Fälle eine spürbare Infektion. Bei manchen Kindern jedoch führt nahezu jeder Infekt zu einer starken Beteiligung der Tonsillen und damit einer Mandelentzündung. Oft entscheiden Eltern sich dann für eine operative Mandelentfernung.

Kleinere Keimzentren in den Tonsillen führen zu häufigeren Mandelentzündungen

Forscher haben das Gewebe von 146 Kindern untersucht, die eine solche OP hinter sich hatten. Die Hälfte von ihnen hatte im Schnitt zwölf Mandelentzündungen im Jahr erlitten, die andere Gruppe nur 0,4 (die OP war da aus Gründen einer Schlafapnoe nötig gewesen).

Die Analyse der Gewebeproben zeigte interessante Unterschiede. Bei den Kindern mit sehr häufigen Mandelentzündungen waren die sogenannten Keimzentren in den Tonsillen kleiner. In diesen Zentren treffen die T-Helferzellen und die B-Zellen aufeinander. Erstere unterrichten die B-Zellen über neue Erreger, damit Antikörper gebildet werden können. Da die Zentren sehr klein waren, kann man von einer lokalen Immunschwäche in den Mandeln ausgehen. Das Siedeln von Viren und Bakterien überforderte die Mandeln daher sofort und es kam immer wieder zur Tonsillitis.

Schwache Mandeln sollen gestärkt werden

Das Problem ist genetischer Natur, weshalb Eltern keinen Einfluss darauf haben, ob ihr Kind oft oder selten eine Mandelentzündung erleidet. Die Forscher hoffen jedoch, mit den neuen Erkenntnissen eine Art Impfstoff entwickeln zu können, der schwachen Mandeln unter die Arme greift. So könnten künftige Mandelentfernungen verhindert werden. Diese sind zwar an sich nur minimal riskant, haben jedoch den Nachteil, das im Erwachsenenleben Tonsillen als wichtige Abwehrlinie gänzlich fehlen.