Haustier-Studie lenkt Aufmerksamkeit auf multiresistente Keime durch Rohfleisch
Multiresistente Bakterien können vom Tier auf den Menschen übertragen werden
Das Problem multiresistenter Bakterien gibt es nicht nur in der Humanmedizin. Auch Tiere können mit den Keimen in Kontakt kommen, gegen die Antibiotika vom Tierarzt nicht mehr helfen. Aktuell schärft eine Studie über Hundefutter das Bewusstsein für das Thema und ruft die Besitzer zu mehr Aufmerksamkeit auf. Die Wissenschaftler der Universität Lissabon hatten sich in einer Meta-Auswertung drei Studien angesehen und so die Daten von 70 Haushalten mit Haustieren analysiert.
Die 106 Menschen waren alle gesund, doch von den 84 Hunden waren 19 wegen Haut- oder Weichteilinfektionen und 16 wegen Harnwegsinfektionen beim Tierarzt in Behandlung. Von den ebenfalls in die Studie einbezogenen 21 Katzen litten drei an Harnwegsinfektionen.
In Stuhlproben aller erkrankten Tiere konnten die Forscher gehäuft Bakterien der Familie E. coli nachweisen. Alle Katzen, auch die 18 gesunden Vierbeiner, waren positiv. Bei den Hunden fielen 45 Proben positiv aus, darunter bei 23 gesunden Tieren, bei 14 der 19 mit Haut- oder Weichteilinfektionen und acht der 16 mit Harnwegsinfektionen. Die Forscher nahmen auch Stuhlproben der Besitzer und fanden bei der großen Mehrheit, nämlich in 89,6 Prozent der Fälle, E. coli. Die genaue Analyse der Keime zeigte, dass fünf der 161 Bakterienproben eine Resistenz zeigten. Zwei stammten von Hunden, drei von Menschen. Diese Bakterien wurden vom Antibiotikum Colistin nicht mehr abgetötet.
Risikofaktor Rohfleisch
Die Gefahr multiresistener Keime könnte auf die Art zurückgehen, wie betroffene Hunde ernährt werden. Durch das sogenannte Barfen, also die Fütterung mit rohem Fleisch, steigt auch die Gefahr, dass Keime in den Verdauungstrakt der Tiere gelangen. Die Forscher sahen sich diesen Punkt genauer an und untersuchten 22 Sorten klassisches Nassfutter, 15 Arten Trockenfutter und neun Produkte, die als tiefgefrorenes Rohfutter auf dem Markt sind. In allen neun BARF-Sorten kamen Bakterien vor, die multiresistent waren.
Da Haustiere täglich Kontakt zu ihren Besitzern haben, steigt auch die Gefahr einer Übertragung auf den Menschen, so die Forscher. Rohfleisch-Produkte seien daher eine Risikoquelle, die derzeit von vielen unterschätzt wird.
Wie schnell Keime von Hund auf Halter wechseln, zeigten nasale und rektale Abstriche. Bei 77 Hunden und 71 Katzen sowie deren Haltern zeigte sich folgendes Bild: Bei 23 Hunden und ihren Besitzer wurden dieselben Bakterien gefunden, aber nur bei einer Katze und ihrem Menschen.