Heißhungerattacken können auf pränatalen Stress zurückgehen

Veranlagung für Heißhungerattacken - Lebensweise der werdenden Mutter hat entscheidenden Einfluss

Von Cornelia Scherpe
11. Juli 2017

Eine wichtige Prüfung steht an und die Chipstüte liegt bereit. Es gibt verschiedene Situationen im Leben, die bei manchen Menschen regelrechte Heißhungerattacken auslösen.

Nehmen diese Überhand und bestimmen den Alltag, muss man von einer Essstörungen sprechen. Oft sind die Betroffenen bereits soweit von einer gesunden Ernährung entfernt, dass sie adipös sind und/oder an Diabetes leiden.

Was Heißhungerattacken verursacht, wird in der Medizin schon länger diskutiert. Bis zu drei Prozent aller Menschen leiden unter dem unkontrolliertem Essensdrang, wobei vor allem Frauen betroffen sind. Als Auslöser werden daher auch vermehrt Geschlechtshormone ins Visier genommen.

Einfluss der Lebensweise während der Schwangerschaft

Eine aktuelle Studie vom Max-Planck-Institut in München stellt eine ganz neue Theorie auf, die für Aufsehen sorgt. Demnach gibt es eventuell eine Veranlagung für Heißhungerattacken, und diese wird von der Lebensweise der Mutter in den Monaten der Schwangerschaft geprägt. Diese Annahme basiert auf einem Experiment mit gesunden Mäusen.

Die Forscher nahmen weibliche Mäuse und unterteilten sie während der Trächtigkeit in zwei Gruppen. Die eine Gruppe wurde unter normalen Bedingungen gehalten, die übrigen Muttertiere wurden verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt. Als die Jungtiere später zur Welt kamen, zeigten die weiblichen Tiere einen klaren Hang zu Fressattacken, die männlichen dagegen nicht.

Die Nachkommen der Muttergruppe ohne pränatalen Stress blieben dagegen alle unauffällig. Als man die Gehirne der Mäuse verglich, zeigten sich Veränderungen im Hypothala­mus. Bei den weiblichen Nachkommen der gestressten Muttertiere hatten epigenetische Prozesse stattgefunden.

Die Epigenetik befasst sich mit genetischen Veränderungen, die erst nach der Geburt durch Umwelteinflüsse entstehen. Durch verschiedene Auslöser wird die Genaktivität umgestellt und diese Veränderungen bei der Zellteilung beibehalten. So kann es selbst bei eineiigen Geschwistern zu epigenetischen Unterschieden kommen.

Bewusste Diät kann vorbeugen

Die Studie konnte jedoch auch zeigen, dass niemand ein reines "Opfer der Gene" ist. Auch die weiblichen Jungtiere der gestressten Gruppe konnten eine normale Entwicklung durchlaufen, wenn sie auf eine bewusste Diät gesetzt wurden.

Die Heißhunger­attacken wurden unterbunden es fand ein normales Heranwachsen statt. Wer bei sich selbst die Essstörungen bemerkt, sollte daher frühzeitig ärztliche Hilfe einholen, um Folgeerkrankungen wie Diabetes, Adipositas, Depressionen und Angststörungen zu vermeiden.