Hernie versorgen: ein Netz zur Stabilisierung der Bauchwand bringt oft Komplikationen
Experten raten zu einer individuellen Abwägung der Vor- und Nachteile einer Netzeinlage nach einem Eingeweidebruch
Den Begriff Hernie kennen viele Menschen nicht, das gesundheitliche Problem dahinter schon: einen Durchbruch der Bauchwand. Bei einem solchen Eingeweidebruch reißt die Bauchwand auf und die dahinter liegenden Organe dringen vom Bauchraum nach außen. Sie sind unmittelbar unter der Haut tast- und sichtbar und je nach Lage und Größe werden die Ausstülpungen schmerzfrei bis sehr schmerzhaft. Betroffene sollten den Bruch zeitnah operieren lassen, damit innere Verletzungen versorgt werden.
Netzeinlage als Quelle von Komplikationen
Hernienoperationen sollen den Bruch schließen und dafür nutzen viele Ärzte eine Netzeinlage. Die Organe werden wieder an ihren Platz im Bauraum geschoben und das Netz wie eine Sicherung davor gelegt. Auch die Bauchwand wird wieder verschlossen, bleibt aber eine Schwachstelle und das Netz soll als Unterstützer vor neuen Hernien schützen. Diese Theorie scheitert jedoch oft an der Praxis.
Die Netzeinlage verhindert nicht immer einen neuen Durchbruch und kann sogar selbst zur Quelle von Komplikationen werden. Eine aktuelle Studie liefert dazu neue Daten und stellt dabei infrage, ob ein Netz zur Stabilisierung wirklich immer die erste Wahl sein sollte. Die dänischen Forscher werteten die Daten von insgesamt 3.242 Betroffenen aus. Alle Patienten hatten zwischen 2007 und 2010 eine Hernienoperation benötigt und 89 Prozent hatten eine Netzeinlage bekommen.
- Die Mehrheit (54 Prozent) hatte das Netz durch eine minimal-invasive OP (Schlüsselloch-Operation) erhalten,
- 35 Prozent mussten sich einer größeren Öffnung des Bauchraums unterziehen.
- Nur bei den übrigen elf Prozent hatten die Ärzte auf das Einsetzen eines Netzes verzichtet.
Individuelle Abwägung der Vor- und Nachteile
Die Auswertung der Daten zeigte zunächst einen Vorteil der Netzeinlage. Durch das Netz kam es seltener zu einem erneuten Eingeweidebruch.
- Nur 10,6 Prozent der Netz-Patienten mit minimal-invasiver OP und 12,3 Prozent mit offener OP mussten erneut eine Hernie erleben.
- In der Gruppe ohne Netzeinlage waren es 17,1 Prozent.
Dieser Vorteil wurde allerdings von den Komplikationen, die auf die Netze zurückgingen, überschattet:
- Fünf Jahre später hatten nach der minimal-invasiven OP 3,7 Prozent und nach der offenen OP 5,6 Prozent starke Komplikationen.
- In der Gruppe ohne Netzeinlage gab es natürlich gar keine.
Die Forscher raten daher zu einer individuellen Abwägung der Vor- und Nachteile.