HIV-Schutz für Frauen: Vaginalring schützt 30 Tage, Implantat eventuell 365 Tage
Wissenschaftler versuchen mit neuen Ansätzen, Frauen noch sicherer vor HIV-Infektionen zu schützen
HIV-Präexpositionsprophylaxe ist ein sperriges Wort, doch es steht für den Versuch, Leben zu retten. Vor allem in vielen Regionen Afrikas, in denen Kondome oft als Verhütung abgelehnt werden, infizieren sich Frauen mit HIV. Internationale Forscher versuchen daher seit Jahren, den Frauen dieser Regionen Schutzmöglichkeiten zu geben, die nicht an die "Mitarbeit" der Männer gebunden sind. Die tägliche Einnahme von Tabletten ist derzeit die beste Möglichkeit, jedoch auch sehr fehleranfällig. Wissenschaftler haben daher nach einer Option gesucht, die nicht täglich bedacht werden muss.
Vaginalring mit dem Wirkstoff Dapivirin
Seit 2002 werden Vaginalringe entwickelt, die den Schutzstoff Dapivirin enthalten. Patientinnen in zwei ersten Studien hatten die Ringe benutzt und konnten ihr Infektionsrisiko etwas senken. Die Ansteckungsquote sank um 27 und 31 Prozent.
Die eher enttäuschenden Zahlen gingen aber vermutlich auf noch fehlende Akzeptanz der Vaginalringe zurück. Eine aktuelle Studie mit 1.456 Teilnehmerinnen testete daher den Schutz erneut. Im Beobachtungszeitraum von Mitte 2016 bis Mitte 2018 infizierten sich von den zu Beginn der Studie HIV-negativen Frauen 35 mit dem Virus. Das entspricht einem Schutz von 39 Prozent.
Da die Frauen einmal im Monat den Ring beim Frauenarzt gegen einen neuen austauschten, konnten die Forscher anhand der noch vorhandenen Wirkstoffkonzentration der alten Vaginalringe sehen, ob diese benutzt worden waren. Die Akzeptanz lag nach dem ersten Monat bei 92 Prozent und sank dann langsam bis auf 79 Prozent (nach neun Monaten) ab. Das belegt, dass bei Nutzung der Vaginalringe der HIV-Schutz zumindest vorhanden ist. Er kommt jedoch bei weitem nicht an die Sicherheit von 89 Prozent, die eine tägliche Tabletteneinnahme mit sich bringt.
Implantat mit dem Wirkstoff Islatravir
Einen anderen Ansatz gehen Forscher mit dem Wirkstoff Islatravir. Dieser könnte aufgrund seiner guten Halbwertzeit sowie der Möglichkeit einer Depotbildung im Körper eventuell nur einmal im Jahr nötig sein, um vor HIV zu schützen. Geplant ist der Einsatz als kleines Implantat unter der Haut. Erste Tests mit zwölf gesunden Freiwilligen waren vielversprechend. Geplant wird aber auch die Alternative einer Vergabe als Tablette, die dann zumindest nur einmal in der Woche nötig wäre.