Ich-Bewusstsein ist hochkomplex und funktioniert über mehrere Hirnareale

Das Ich ist gleich an mehreren stellen im Gehirn beheimatet

Von Cornelia Scherpe
28. August 2012

Der Mensch hat ein Bewusstsein und das unterscheidet ihnen in den Augen vieler Wissenschaftler von den übrigen Tieren. Doch wie komplex dieses Bewusstsein wirklich ist, konnte bisher noch nicht erschöpfend erforscht werden. Nun überraschen Wissenschaftler mit neuen Erkenntnissen.

Demnach ist die Selbsterfahrung nicht wie bis dato angenommen in einem Areal des Hirns beheimatet, sondern gleich in mehreren.

Wo sitzt das Ich?

Man ging bisher davon aus, dass der Sitz des Ichs in der Großhirnrinde ist. Dort wird es von drei Teilstücken erschaffen und zwar von der Inselrinde und vom präfrontalen und vom anterioren cingulären Cortex. Nun weiß man, dass auch verschiedene Bereiche außerhalb der Großhirnrinde offenbar zusammen arbeiten müssen. Erst diese komplexe Vernetzung macht es möglich, dass ein jeder Mensch sich als ein Individuum wahrnimmt.

Diese Erkenntnis konnten US-Forscher aufgrund eines besonderen Patienten erlangen. Er war Teil ihrer neurologischen Studie und litt an einer Verletzung des Gehirns. Dieser Schaden war genau in den drei Arealen der Großhirnrinde, indem der bisherigen Forschungsmeinung nach das Ich-Bewusstsein sitzt.

Der Mann hatte nur noch zehn Prozent der Inselrinde und gerade einmal ein Prozent des anterioren cingulären Cortex. Er hätte demnach große Probleme haben müssen, sich selbst als ein "Ich" zu erfahren. Doch er konnte es eindeutig und dies sowohl in Gesprächen, als auch auf Fotos oder beim Blick in den Spiegel. Das einzige, was bei ihm wirklich als defekt bezeichnet werden musste, war das Gedächtnis.

Dieses konnte kaum noch neue Informationen speichern. Die Neurologen gehen daher nun davon aus, dass eine intensive Vernetzung des Gehirns unser Ich-Bewusstsein ausmacht.

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