Internetangebot überfordert Porno-Surfer - 1 Millionen Sexsüchtige in Deutschland

Für Sexsüchtige wird es mit der Zeit schwierig, ihrem Job und normalen Alltag noch nachzugehen

Von Thorsten Hoborn
22. Dezember 2009

Was passiert, wenn die Lust zur Last wird? Für jeden zugänglich, tummeln sich Millionen von Erotik-Seiten im Netz. Die Versuchung ist zu groß, zu vielfältig das Angebot. Überall leuchtende Werbeanzeigen, Fenster, die sich automatisch öffnen, mit neuen Bildern, neuen Videos im Gepäck, locken, fordern, abzocken.

Viele sind dieser Angebotsflut nicht gewachsen, überfordert treiben sie praktisch dauer-online umher, klicken sich von Pornoseite zu Pornoseite. Doch ist nach dem Masturbieren nicht Schluss, sondern wird die nächste Seite angeklickt, und das Szenario wiederholt sich über Stunden, bis zur völligen Erschöpfung.

Hypersexualität durch Internetangebot nimmt zu

Kurz Mails checken und dann ab in die Bar. Was so einfach klingt, ist für knapp eine Million Deutsche, die unter "Hypersexualität" leiden, schwer realisierbar. 80 Prozent der Betroffenen sind männlich. "Sexsucht wird durch die im Internet leicht verfügbaren pornografischen Angebote immer häufiger", erklärt Psychiater Dr. Kornelius Roth.

Doch leiden nicht nur soziale Kontakte darunter, auch die Bewältigung des Arbeitsalltags wird immer schwerer für Betroffene, die bis 6 Uhr Morgens ihrer Sucht nachgehen und den Schlaf vergessen. Die Konzentration leidet, man macht Fehler im Beruf, erfindet Ausreden und verstrickt sich.

Behandeln lassen, um wieder genießen zu können

Häufiger Geschlechtsverkehr ist noch lange kein Indiz für Sexsucht. Nur wer, trotz zahlreicher negativer Folgen, nicht aufhören kann, ist süchtig. Hilfe bieten Therapien und Selbsthilfegruppen, welche Betroffene nicht zu Abstinenzlern umerziehen wollen, sondern ermöglichen, dass alle Facetten der Sexualität wieder genossen werden können.