Jeder Mensch hat eine natürliche Zeitlupe der Wahrnehmung

Durch gedankliche Vorbereitung auf Etwas nehmen wir Geschehnisse langsamer wahr

Von Cornelia Scherpe
6. September 2012

Jeder kennt das Phänomen, dass manchmal die Zeit viel langsamer zu vergehen scheint. Besonders in der Schule oder auf Arbeit scheint eine Stunde ewig zu dauern. Dies ist natürlich nur ein subjektives Gefühl, denn die Zeit vergeht immer gleich schnell. Das menschliche Gehirn hat aber tatsächlich die Möglichkeit, Geschehnisse aus der Umwelt langsamer erscheinen zu lassen.

Der Clou: gedankliche Vorbereitung

Diese natürliche Zeitlupe haben Wissenschaftler aus Großbritannien und Japan nun näher erforscht. So kommt es, dass ein Baseballspieler den Wurf und das Ankommen des Balls langsamer wahrnimmt, wenn er sich gedanklich auf den Moment vorbereitet hat. Fällt diese Vorbereitungszeit aber weg und man wirft ganz unvermittelt den Ball zu ihm, fehlt die Zeitlupe.

Gearbeitet wurde mit elf Probanden, die sich vor einem Touchscreen befanden. Sie waren 80 Zentimeter von diesem entfernt und sollten in fünf Durchläufen jeweils auf Verschiedenes reagieren. Es erschienen Motive, Zeichen oder Buchstaben und in jedem Durchlauf sollten sie sich auf etwas anderes konzentrieren und mal den Touchscreen berühren, mal einen Knopf drücken.

"In allerletzter Sekunde..."

Die Bewegungs- und Reaktionszeit war für die Forscher sehr aussagekräftig. Die Probanden hatten immer dann die Zeit langsamer wahrgenommen, wenn sie auf das, was kommen sollte, vorbereitet waren. Dadurch erhöhte sich für sie die subjektive Reaktionszeit und sie waren schneller.

Durch die Zeitlupe im Kopf haben Menschen die Chance, in Gefahrensituationen in der berühmten letzten Sekunde noch zu handeln. Das Gehirn verschafft sich mehr Zeit, eine Situation zu bewerten und die richtige Reaktion zu starten.

Quelle