José Maria Marin: Seit der Militärdiktatur in Brasilien umstritten aber mächtig

Von Christel Weiher
20. Juni 2013

Die Menschen in Brasilien gehen auf die Straße. Erst waren es Demonstrationen wegen drastisch gestiegener Fahrpreise, dann richtete sich der Protest auch gegen die hohen Geldausgaben für die Fußball-WM und die Olympischen Spiele - und darum, dass es vor allem die armen Menschen darunter leiden müssen. Viele sprechen inzwischen nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand von Korruption.

Einer der dabei besonders umstritten ist, ist José Maria Marin. Der brasilianische Sportfunktionär hat, wie viele seiner Kollegen, eine große Macht, doch im Präsidentenpalast in Brasilia ist er alles andere als gern gesehen, weshalb er bereits seit Monaten auf ein Treffen mit Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wartet, vergeblich.

Dies hat auch seinen Grund, der zurückreicht in die Vergangenheit Marins: die Militärdiktatur in Brasilien, die von dem Sportfunktionär deutlich verteidigt wurde. Als José Maria Marin noch Abgeordneter im Landesparlament war, in São Paulo, war er es, der die Diktatur beschwor und den schlimmsten Folterern der damaligen Zeit regelrechte ein Loblied sang.

Dilma Rousseff gehörte damals zu denen, die gefoltert wurden, weil sie dem Untergrund angehörte, der gegen die Militärdiktatur kämpfte.

Inzwischen ist dies lange her, die Diktatur in Brasilien ging 1985 in die Geschichte ein, doch immer noch schwebt die Vergangenheit wie ein Schwert über denen, die damals unter der brutalen Militärherrschaft leiden mussten.

Nun soll genau dieser Marin 2014 die Fußball-WM eröffnen und ist damit nicht weniger gehasst als die ganzen Jahre zuvor. Sollte er als amtierender Präsident des CBF, des brasilianischen Fußballbundes, wirklich die Weltmeisterschaft im eigenen Land eröffnen, wäre dies für alle jene eine Schmach, die sich damals gegen die Militärdiktatur gewendet und gekämpft haben und für alle jene, die auch heute für ein freies Brasilien stehen.