Justizirrtümer in Deutschland: nach einem Fehlurteil unschuldig im Gefängnis
Unschuldig im Gefängnis - das deutsche Rechtssystem gilt als vorbildlich, aber auch hierzulande bringen Fehlurteile zahlreiche Menschen in den Knast. Spektakuläre Fälle wie Harry Wörz oder Gustl Mollath beschäftigen die Medien. Experten rechnen außerdem mit einer hohen Dunkelziffer.
Die Ursachen für Fehlurteile sind vielfältig: von schlampigen Ermittlungen und lückenhaften Vernehmungsprotokollen über falsche Gutachten bis zur Selbstüberschätzung des Richters. Wer zu unrecht verurteilt wurde, hat außerdem kaum Chancen, eine Wiederaufnahme seines Verfahren zu erreichen.
Der Fall Harry Wörz
Nach Schätzungen enden fast ein Viertel aller Strafverfahren mit einem Fehlurteil. Zu einer Gefängnisstrafe muss es dabei nicht gleich kommen, aber gerade bei Kapitalverbrechen stehen Ermittler, Staatsanwaltschaft und Richter unter dem Druck, der Öffentlichkeit einen Täter zu präsentieren. Wie unbescholtene Menschen fast über Nacht ins Gefängnis kommen können, zeigt etwa der Fall Harry Wörz.
Der gelernte Installateur saß viereinhalb Jahre in Haft, weil er angeblich seine ehemalige Lebensgefährtin gedrosselt hatte. Die Polizistin ist seitdem ein Pflegefall. Rund musste 13 Jahre musste Wörz für einen Freispruch kämpfen, weil die Polizeibeamten bei den ursprünglichen Ermittlungen einen tatverdächtigen Kollegen schützen wollten. Gezielt ließen sie entlastende Beweise verschwinden und legten nur Indizien vor, die gegen Wörz sprachen. Das Gericht folgte dieser Spur und lehnte mehrfach eine Wiederaufnahme ab.
Der Mordprozess Rupp
Die fatale Wirkung von mangelhaften Gutachten zeigt der Fall Gustl Mollath. Und wie eine ganze Familie zu Mördern gestempelt werden kann, lässt sich im Mordprozess Rupp erkennen: die Angehörigen sollten den Landwirt getötet und an Hoftiere verfüttert haben. Selbst als vier Jahre nach dem Schuldspruch die Leiche des angeblich Verfütterten in der Donau auftauchte, zeigten die Richter keinen Zweifel an ihrem Urteil.
Experten fordern deshalb mehr Kontrollinstanzen, um Justizirrtümer zu reduzieren. So müsse es im deutschen Strafrechtssystem einfacher werden, aus Fehlurteilen Konsequenzen zu ziehen.
Quelle
- http://www.n-tv.de/leute/buecher/Wenn-der-Richter-sich-irrt-article12787221.html Abgerufen am 12. Mai 2014