Krankengymnastik, Logopädie und co. - immer mehr Kleinkinder sind schon in Therapie

Von Cornelia Scherpe
8. Juni 2012

Eine aktuelle Erhebung hat ergeben, dass immer mehr Kinderärzte ihren jungen Patienten diverse Therapien verschreiben. So kommt es, dass schon Einjährige Erfahrungen beim Logopäden oder bei der Physiotherapie haben. Manche Menschen begrüßen dies, denn viele Kinder haben Entwicklungsstörungen und benötigen diese Betreuung. Andere Stimmen äußern sich eher kritisch und sprechen von einem regelrechten Förderwahn. Doch wer hat recht?

Fakt ist, dass viele Studien gezeigt haben, dass Kinder häufiger als früher unter Entwicklungsstörungen leiden. Manche haben unter motorischen Verzögerungen zu leiden, andere haben sprachliche Defizite. In vielen Familien fehlt einfach die nötige Förderung. Es wird zu wenig kommuniziert, was die Entwicklung der Sprachfähigkeiten bei so manchem Kind verzögert. Auch viel Fernsehen und wenig Bewegung führt schnell zu Defiziten.

Allerdings hat auch die andere Seite nicht völlig unrecht. Der ermittelte Trend zur Therapieverschreibung ist vermutlich höher als nötig. Der Leistungsdruck unsere Gesellschaft spielt also vermutlich durchaus eine Rolle. So wird auch jedes leichte Lispeln von den Eltern und von den Ärzten als Katastrophe wahrgenommen und das Kind wird sofort zur Therapie geschickt.

Man sollte sich daher vorher genau überlegen, wann eine Therapie sinnvoll ist. Die richtige Diagnose beim Arzt ist ganz entscheidend und hier scheint es ein Defizit zu geben. Viele Kinderärzte raten zur Therapie, da sie zu vorsichtig sind. Sinnvoller wäre es, direkt Therapeuten aus den jeweiligen Fachbereichen zur Diagnose hinzuzuziehen. Als Fachkräfte sehen diese am besten, wie schlimm das vermeintliche Problem wirklich ist.