Mit Handicap ins Studium: Studie des Studentenwerks offenbart enormen Verbesserungsbedarf

Von Katharina Cichosch
11. Juni 2012

Noch eben schnell die Treppe zum Seminarraum hochstürmen, mit Spannung einer Diskussion lauschen oder ganz in Ruhe zu Hause die dicken Reader durchwälzen: Was für viele Studierende ganz normal ist, das wird für Studentinnen und Studenten mit einem Handicap zum echten Problem. Das Studentenwerk wollte genauer wissen, welchen Beeinträchtigungen Studierende mit Behinderung unterliegen und hat nachgefragt. Die Ergebnisse sind jetzt in der Studie "beeinträchtigt studieren" nachzulesen.

Dabei beschäftigt sich die Studie mit allen möglichen Formen der Behinderung - also auch beispielsweise einer chronischen seelischen Belastung. Die Definition ist eindeutig: Wer länger als ein halbes Jahr in einer Weise beeinträchtigt ist, dass er nicht seinem Alter entsprechend am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, der gilt als behindert. Eine Definition, die im Alltag vieler jedoch noch längst nicht angekommen ist - sie sind sich oft nicht einmal im Klaren darüber, dass sie Anspruch auf Hilfe und Unterstützung hätten. 15.000 Studierende haben an der Umfrage teilgenommen und ihre Erfahrungen mit dem eigenen Handicap mitgeteilt.

Nur eines von vielen Ergebnissen, die aufhorchen lassen: Von den Befragten gab ein Großteil an, dass er sich von seinem Handicap im Studium stark bis sehr stark beeinträchtigt fühle. Umgekehrt erhalten längst nicht alle die Unterstützung, die sie für eine gleichberechtigte Teilnahme am Studium erhalten müssten. Für psychische Einschränkungen beispielsweise fehlt vielen Lehrkräften von vorneherein das Verständnis, und auch körperliche Behinderungen werden dank fehlender Mikrofone, barrierefreier Zugänge oder alternativer Lehrmethoden zum Beispiel für blinde Menschen zum echten Problem. Dabei haben Studierende mit Handicap ein eindeutiges Recht auf Unterstützung - die Studie offenbart hier aber noch enormen Aufholbedarf bei der Sensibilisierung für dieses so wichtige Thema.