Mittel gegen Krebs könnte auch bei Muskelschwund zum Einsatz kommen

Von Cornelia Scherpe
22. August 2014

Muskelschwund kann durch einen vererbten Genfehler entstehen. In diesem Zusammenhang spricht man von einer "Muskeldystrophie". Diese Erbkrankheiten führen zu Defekten, die zu einer Muskelschwäche und/oder Muskelschwund führen können.

Falsche Fehlermeldung durch den Körper

Eine Unterform der Muskeldystrophie basiert auf einem Fehler im Eiweiß "Dysferlin". Dieses Protein ist sehr wichtig, damit Schäden in der Membran einer Zelle repariert werden.

Die Membran ist einer ständigen Belastung ausgesetzt, wenn Muskeln sich bewegen. Bei dem Muskelschwund basierend auf diesem Eiweiß hat aber nicht unbedingt ein fehlerhaftes Gen dazu geführt, dass Dysferlin seine Arbeit nicht macht.

Vielmehr kann es passieren, dass das Eiweiß zwar funktioniert, aber in seinem Aufbau so verändert ist, dass es vom Körper als Fehler eingestuft wird. Das führt dazu, dass Dysferlin vom Abwehrsystem selbst vernichtet wird. Da Dysferlin nicht mehr arbeiten kann, bauen sich die Muskelzellen nach und nach ab und es kommt zu Muskelschwund.

Medikament trickst Körper der Patienten aus

Genau gegen diesen Prozess könnte ein Mittel helfen, das bereits auf dem Markt ist. Es handelt sich um ein Medikament gegen Krebs, das als Proteasom-Inhibitor wirkt.

Es hemmt also den Eiweißkomplex namens "Proteasom" und genau dieser Komplex ist für die Vernichtung des Eiweißes Dysferlin verantwortlich. Es kann so zwar defektes Dysferlin nicht reparieren, aber es hilft Patienten, deren Dysferlin eigentlich arbeitsfähig ist, jedoch vom Proteasom des Körper irrtümlicherweise angegriffen wird.

Erste Studien zur Testung gestartet

Ob das Krebsmittel jedoch bei dieser Form der Muskeldystrophie eingesetzt werden kann, muss erst durch Studien überprüft werden. Genau das macht man derzeit und arbeitet dafür mit drei Freiwilligen. Die Patienten leiden an einem Muskelschwund, da ihr Dysferlin vom Proteasom angegriffen wird.

Als man nun durch den Proteasom-Hemmer die Jagd auf das Eiweiß beendete, wurde vom Körper wieder ausreichend Dysferlin hergestellt. Bereits nach einer einmaligen Dosis waren nach wenigen Tagen wieder genügend der Eiweiße vorhanden.