Muskeln in der Stirn mit den Skalpell durchtrennen - fragwürdige Migräne-Therapie

Ärzte und Neurologen warnen vor chirurgischen Operationen gegen Migräne-Attacken

Von Cornelia Scherpe
14. April 2011

Die Vorstellung ist etwas unheimlich und die Methode durchaus umstritten. Eine der aktuell besprochenen Migräne-Therapien besteht in einem chirurgischen Eingriff in der Stirn. Der Arzt durchtrennt hier einige Muskeln unter der Stirn, damit die Migräne-Attacken gelindert werden.

Viele Neurologen, die sich auf Migräne spezialisiert haben, warnen jedoch vor der neuen Therapie. Sie entstand nicht etwa aus Forschungsergebnissen, sondern wurde in den Praxen von Schönheitschirurgen geboren. Dort zeigte sich nämlich, dass viele keine Migräne mehr hatten, nachdem sie Falten wegmachen ließen. Die lahmgelegten oder durchtrennten Nerven bremsen nämlich die Schmerzweiterleitung. Auf dieser Basis wird die Therapie nun vor allen Dingen in den USA praktiziert.

Es gibt keine aussagekräftigen Studien über eventuelle Nebenwirkungen

Deutsche Neurologen warnen aber vor dem Eingriff, denn es gibt keine methodisch angemessenen Studien über Wirkung und Nebenwirkungen. Außerdem gehen Neurologen und Psychologen davon aus, dass weniger die OP hilft, sondern vielmehr der Placeboeffekt. Die Patienten glauben, dass es ihnen besser gehen wird und daher nimmt die Migräne ab.

Das Botox und das Skalpell wären dann unnötig und könnten ebenso durch eine risikoarme Hypnosetherapie ersetzt werden. Solange die genauen Vorgänge bei einer Migräne nicht erklärt sind, sollte man sich ohnehin nicht einfach unter das Messer legen. Die einmal durchtrennten Muskelfasern sind immerhin unwiederbringlich durchtrennt und der Erfolg gar nicht sicher.