Neue Erkenntnis zur Schwangerschaft: Plazenta ist nicht unbeweglich

Der Mutterkuchen löst kleine Kontraktionen aus, um Blut zu pumpen

Von Cornelia Scherpe
31. August 2020

Bislang ging man in der Medizin davon aus, dass die Plazenta während einer Schwangerschaft ein unbewegliches Zellgebilde ist. Sie wird auch als Mutterkuchen bezeichnet und umgibt das heranwachsende Ungeborene. Dabei ist die Plazenta mit der Wand der Gebärmutter verwachsen. Ärzte glaubten, sie hafte schlicht wie eine Schicht an der Wand und diene so der Nährstoffversorgung. Doch die Realität ist komplexer, wie neuste Erkenntnisse zeigen.

Nach der Befruchtung einer Eizelle nistet sich diese in der Gebärmutter ein. Es entsteht eine Plazenta, die dank der Uterusmuskeln in der Lage ist, wie eine Pumpe zu arbeiten. Der Mutterkuchen kann kleine Kontraktionen auslösen, um venöses Blut abzutransportieren. Dies stabilisiert den Kreislauf.

Schwankungen im Blutfluss

Die Kontraktionen wurden von einem Forscherteam der Universität Nottingham in England ermittelt. In einer speziellen Form der Magnet­resonanztomografie wurden 34 gesunde Schwangere und 13 mit Präeklampsie untersucht. Der Blutfluss in der Plazenta war zur Überraschung der Forscher bei allen Frauen nicht konstant, sondern zeigte Schwankungen. Bei jenen mit Präeklampsie waren diese am stärksten ausgeprägt.

Normal ist es offenbar, dass circa alle zehn Minuten eine Schwankung auftritt. Das Volumen der Plazenta zieht sich dabei so stark zusammen, dass sie 40 Prozent kleiner wird. Das Blut in den sogenannten Spiralarterien der Gebärmutter pumpt aufgrund der periodischen Kontraktion mit höherer Geschwindigkeit in Richtung Kind. Im intervillösen Raum angekommen, drosselt sich diese Flussgeschwindigkeit jedoch schnell, vermutlich um den Organismus des Ungeborenen nicht zu überlasten. Da bei Präeklampsie mehr dieser Kontraktionen auftreten, könnte dies die Geschwindigkeit aber insgesamt ungünstig beeinflussen.

Es sind nun weitere Studien gefragt, sich die neue Bewegung, ihren Zweck und mögliche Risiken bei Bluthochdruck, genauer anzusehen. Die Forscher tauften sie zunächst "utero-plazentare Pumpe".