Neuer Bluttest kann 50 unterschiedliche Krebsformen erkennen

Zuverlässiger Bluttest wäre ein Meilenstein in der Krebsfrüherkennung

Von Cornelia Scherpe
6. Juli 2020

Wer an Krebs erkrankt, hat die besten Behandlungschancen, wenn eine Therapie frühzeitig begonnen wird. Daher arbeiten Forscher weltweit an der Früherkennung. Moderne Untersuchungsmethoden können zwar schon viele Krebsformen finden, doch der Aufwand ist teils sehr groß, sodass Untersuchungen meistens erst bei den ersten Beschwerden durchgeführt werden. Gerade in Frühstadien beeinträchtigen viele Tumorarten den Alltag aber überhaupt nicht, weswegen Betroffene gar nicht beim Arzt sind. Ziel ist es daher, ein einfaches Testverfahren zu entwickeln, bei dem mit wenig Aufwand für Patient und Arzt auf möglichst viele Krebsformen zugleich getestet werden kann. Genau ein solcher Bluttest ist nun in der Entwicklung.

Wissenschaftler haben eine Liquid Biopsy entwickelt, die lediglich eine normale Blutprobe des Patienten benötigt. In dieser wird nach Überresten der Krebs-DNA gesucht. Hintergrund ist die Tatsache, dass beim Wachstum eines Krebsgeschwüres regelmäßig einige Krebszellen absterben. Zerfällt eine solche Zelle, gehen kleine Bruchstücke in die Blutbahn über. Der neue Test ist in der Lage, diese zu erkennen und die mutierte DNA einer Krebsform zuzuordnen. Theoretisch lassen sich so mit einer Probe bis zu 50 Krebserkrankungen diagnostizieren.

Erste Testläufe waren vielversprechend

Wie zuverlässig der Bluttest bislang sein kann, wurde mit 6.689 Menschen überprüft. Während 4.207 gesund waren, handelte es sich bei den übrigen 2.482 um Patienten mit Krebs. Die Krebsdiagnose lag gesichert vor, doch eine Behandlung war noch nicht begonnen worden. Im ersten Testlauf wurden die Blutproben der Krebspatienten genutzt, um einen Computeralgorithmus lernen zu lassen, welche DNA-Muster im Blut auf welche Krebsform hindeuten.

Das Ergebnis der Studie bescheinigte dem Bluttest eine Spezifität von 99,3 Prozent. Die Spezifität gibt an, wie viele richtig-negative Ergebnisse es gibt. Gesunde Menschen werden also als gesund erkannt. Die Sensitivität, der Wert für richtig-positive Ergebnisse, fiel noch nicht so gut aus. Er lag bei den zwölf tödlichsten Krebsleiden bei nur 67,3 Prozent. Betroffene wurden also in vielen Fällen vom Test nicht als krebskrank erkannt. Eine Verbesserung des Verfahrens muss daher noch immer angestrebt werden.

Immerhin gelang es dem Bluttest jedoch, bei 96 Prozent der erkrankten Patienten auch den Ursprung der Krebs-DNA zu erkennen. Man konnte also sehen, welche Krebsform zugrunde lag. Das könnte für Menschen mit Metastasen aber unbekanntem Primärtumor wichtig werden.