Noch immer ein Tabu: Seelische Leiden als Grund der eingeschränkten Arbeitsfähigkeit

Von Cornelia Scherpe
6. August 2013

Bricht sich jemand ein Bein oder wird von einer Grippe erwischt, haben Kollegen und Arbeitgeber Verständnis für den vorübergehenden Ausfall am Arbeitsplatz. Körperliche Beschwerden sind als Grund für einen Krankenschein allgemein anerkannt und niemand macht den Betroffenen Vorwürfe, wenn sie wirklich krank sind.

Ganz anders sieht das nach wie vor mit seelischen Leiden aus. Depressionen, Burnout oder andere Erkrankungen der Psyche sind noch immer mit einem Tabu belegt. Man spricht nicht darüber und vor allen Dingen versucht man, die Erwerbsfähigkeit deswegen nicht zu verlieren, denn genau dann fangen die Leute an darüber zu reden.

Seelische Krankheiten werden noch immer als Schwäche angesehen oder sogar als ein Versagen der jeweiligen Person. Nicht nur das Umfeld der Patienten sieht dies so, sondern auch sie selbst und das kann zu einem Teufelskreis führen. Ärzte betonen immer wieder, dass dies die falsche Einstellung ist und seelische Krankheiten ebenso wie körperliche Gebrechen keine Schande sind, sie müssen nur angemessen therapiert werden.

Unlogisch ist das Tabu auch, da gut 43 Prozent aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben eine seelische Krankheit haben. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass betroffene Frauen sich tendenziell eher aus der Arbeitswelt zurückziehen als Männer. Dies ist keineswegs eine Schwäche der Damenwelt, sondern vielmehr eine Stärke.

Frauen neigen nämlich eher dazu, sich ihre Problem einzugestehen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Sie bleiben dann von der Arbeit fern, bis sie wieder erwerbsfähig sind. Männer dagegen wollen ihre Arbeitsfähigkeit auch dann nicht aufgeben, wenn sie bereits sehr stark leiden. Häufig maskieren sie ihre Symptome auch, sodass eine frühe Diagnose schwerer fällt.