Patienten mit Nagelerkrankungen erhalten oft die falsche Diagnose

Vor allem Nagelpilz wird häufig falsch diagnostiziert

Von Cornelia Scherpe
17. August 2018

Sieht ein Fingernagel oder ein Zehennagel komisch aus, gehen Betroffene oft zunächst zum Hausarzt, um die Veränderung abklären zu lassen. Die Erstdiagnose lautet in vielen Fällen entweder Onychomykose (Nagelpilz) oder Unguis incarnatus (eingewachsener Nagel). Allerdings fehlt es Allgemeinmedizinern oft an Erfahrung mit Haut- und Nagelkrankheiten, weshalb im Zweifelsfall an einen Dermatologen verwiesen wird. Hautärzte sind allerdings auch nicht immer mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Nagelkrankheiten vertraut, weshalb auch sie bei der Erstdiagnose häufig Nagelpilz oder ein Einwachsen vermuten. Doch wie oft stimmen diese beiden Vermutungen? Das wurde in einer Studie im Saarland genauer betrachtet.

Jede zweite Erstdiagnose an den Nägeln ist falsch

Die Forscherin untersuchte Daten von 2006 bis 2014 und sah sich dabei zum einen die 639 Erstdiagnosen und zum anderen die dazugehörigen Befunde nach einer Gewebeentnahme und Untersuchung im Labor an.

Tatsächlich mussten 346 Erstbefunde korrigiert werden, was mit 54 Prozent mehr als die Hälfte ist. Am häufigsten lagen die Mediziner mit dem Verdacht Onychomykose falsch. Nagelpilz war in 62 Prozent der Fälle vermutet worden und traf nur in 22 Prozent der Fälle zu. Die Diagnose Unguis incarnatus bestätigte sich hingegen sehr häufig und das auch bei fachfremden Ärzten. Das Erkennen dieser Ursache fällt demnach vergleichsweise leicht. Was hingegen nur erfahrene Hautärzte erkannten war eine Onychodystrophie. Dies ist eine Wachstumsstörung der Nägel. Sie kann entweder durch falsche Ernährung, nach einer überstandenen Pilzinfektion oder durch häufige Verletzungen auftreten.

Auch die Möglichkeit von Krebs steht immer im Raum und sollte von Experten ausgeschlossen werden. Bei 72 Patienten fanden sich ungewöhnliche Pigmentierungen, die näher untersucht wurden. In 13 Fällen handelte es sich um einen bösartigen Tumor. Ein Nagelmelanom tritt meist erst bei Menschen über 60 Jahren auf, allerdings war in der Studie ein Betroffener gerade einmal 30 Jahre alt. Die Studie rät daher bei Auffälligkeiten an den Nägeln zeitnah einen Hautarzt zu kontaktieren.