Pleuraerguss durch Brust- und Lungenkrebs: Krebszellen führen zu einer Flutung der Lunge

Gewebsflüssigkeit in der Lunge bei Krebspatienten - Schuld sind Krebszellen mit einer speziellen Mutation

Von Cornelia Scherpe
18. Juli 2017

Immer wieder müssen Ärzte beobachten, wie Menschen mit Brustkrebs oder Lungenkrebs auch noch einen Pleuraerguss erleiden. Dabei handelt es sich um eine große Menge Flüssigkeit zwischen dem eigentlichen Lungengewebe und dem Rippenfell (auch Pleuren genannt).

Die umgangssprachliche Formulierung "Wasser in der Lunge" ist daher medizinisch nicht korrekt. Vielmehr sammelt sich Gewebsflüssigkeit um die Lungenflügel herum.

Das Atmen wird dabei sehr stark erschwert. Warum es bei den beiden Krebsformen so oft dazu kommt, war bislang unklar. Eine Studie am Helmholtz Zentrum München bringt nun Licht in die Sache.

Mutierte Krebszellen als Auslöser

Die Forscher nahmen Zellen von Patienten, die an Lungenkrebs erkrankt waren und zusätzlich einen Pleuraerguss bekamen. In den Gewebeproben fanden die Wissenschaftler Krebszellen mit einer speziellen Mutation im so genannten KRAS-Gen. Dieses Gen ist der Medizin bereits gut bekannt, denn es kommt bei vielen Krebsformen vor und führt zu bösartigen Tumoren.

Offenbar können Zellen mit dem KRAS-Gen einen Botenstoff produzieren und ins Blut absondern, der das Immunsystem auf sich aufmerksam macht. Was zunächst danach klingt, als würde sich die Krebszelle nur selbst damit schaden, führt zum Pleuraerguss.

Die angelockten Immunzellen wandern nämlich über die Milz bis zur Pleurahöhle und sind der Grund für die Wasseransammlungen. Man könnte also sagen, dass die Krebszellen eine bewusste Flutung herbeirufen.

Zwei Gegenmittel im Test

Die Forscher gingen einen Schritt weiter und testeten zwei Wirkstoffe. Der eine hemmt die Zellen mit einem KRAS-Gen direkt, der andere wirkt als Antikörper gegen den ausgesandten Botenstoff. Beide Wirkstoffe führten im Experiment tatsächlich dazu, dass ein Pleuraerguss verringert oder sogar verhindert wurde.

Für die Patienten könnte der Einsatz dieser Wirkstoffe daher zum neuen Therapiemittel werden. Bislang sind Ärzte dem krebsbedingten Pleuraerguss gegenüber machtlos. Ab einer Flüssigkeitsansammlung von mehr als einem Liter kann nur noch eine Punktion durchgeführt werden, um die Lunge vom Druck zu befreien.