Portugals Entkriminalisierung von Drogenkonsumenten ist für die Befürworter ein Erfolg
Vor fast zwölf Jahren startete Portugals Regierung ein Experiment, mit dem Drogenkonsumenten entkriminalisiert werden sollte.
Der Besitz von Drogen wird seitdem bis zu einer bestimmten Menge nicht mehr vor Gericht gebracht, sondern lediglich als Ordnungswidrigkeit gewertet. Wer mit einer Zehn-Tages-Dosis von 25 Gramm Gras, fünf Gramm Haschisch, zwei Gramm Kokain, einem Gramm Heroin, einem Gramm Ecstasy oder einem Gramm Amphetaminen in der Tasche erwischt wird, muss zwar keine Strafe mehr fürchten, die Drogen werden aber weiterhin von der Polizei beschlagnahmt und vernichtet.
Wer diese Zehn-Tages-Grenzwerte überschreitet, gilt als Dealer und muss sich vor Gericht verantworten. Wer unter den Grenzwerten bleibt, dem rät die Polizei lediglich sich bei der Kommission für die Abmahnung der Drogensucht zu melden. Dort führen die Konsumenten dann Gespräche mit Sozialarbeitern, Psychologen und Anwälten über die Risiken des Drogenkonsums und werden abgemahnt.
Wird der Konsument ein zweites Mal mit Drogen erwischt, drohen Konsequenzen wie Geldbußen oder gemeinnützige Arbeit. Wer nicht zur Kommission geht, bekommt mehrere Erinnerungen. Ein Zwang besteht aber nicht.
Das Ziel ist es so viele Konsumenten wie möglich zu einer Therapie einzuladen. Daten, die seit der Entkriminalisierung erhoben wurden, zeigen, dass sich die Zahl der Drogenkonsumenten in Portugal zumindest nicht merklich erhöht hat. Das von vielen Kritikern befürchtete Drogenchaos ist nicht eingetreten, ebenso wenig wie der erwartete Drogentourismus und der Wandel Portugals in ein "Drogen-Slum".
Für die Befürworter der Entkriminalisierung ist dies ein voller Erfolg, zumal es ohnehin keine Drogenpolitik gibt, die die Menschen gänzlich davon abhalten wird Drogen zu konsumieren. Die Justiz spart durch die neue Regelung bares Geld, weil sie sich nicht mehr mit Leuten herumschlagen muss, die mit wenigen Gramm Drogen erwischt wurden.
Zudem werden die Konsumenten nicht mehr wie Kriminelle behandelt, denn wer Drogen nimmt, ist nicht kriminell, sondern krank, so der Leitsatz der Befürworter.
Eine große Sorge aber bleibt: Die zunehmende Sparpolitik im Rahmen der Eurokrise. Denn ohne Sozialarbeit, Vorsorgeprogramme und Drogenklinik ist auch die Entkriminalisierung sinnlos.