Prostatakrebs verläuft bei Diabetes aggressiver

Forscher machen gleich drei Ursachen für die schlechtere Prognose von Prostata bei Diabetikern ausfindig

Von Cornelia Scherpe
21. Februar 2018

Männer, die an Diabetes leiden, haben seltener einen Tumor in der Prostata. Das ist statistisch erwiesen. Die Überlebensraten zeigen jedoch auch, dass einmal erkrankte Diabetiker an den Folgen ihres Tumors mit höherer Wahrscheinlichkeit versterben. Wie diese beiden Zusammenhänge entstehen, konnte die Medizin bislang nicht erklären. Nun bringt eine Studie zumindest zu einem Aspekt etwas mehr Licht in die Sache.

Ein deutsches Forschungsteam hat sich die entnommenen Gewebeproben von 129 Patienten angesehen. Alle Männer hatten sich nach ihrer Krebsdiagnose dazu entschlossen, die Prostata operativ entfernen zu lassen. Die Proben wurden im Labor in zwei Gruppen unterteilt: 70 stammten von Patienten ohne Diabetes und 59 Proben von Diabetikern. Es erfolgte eine exakte Analyse aller Gene sowie wichtiger Schlüsseleiweiße.

Aggressiverer Tumor durch Androgen-Rezeptoren

Das Ergebnis: In den Proben der Diabetiker waren auffallend viele Androgen-Rezeptoren zu finden. Dabei handelt es sich um Andockstellen für männliche Hormone. Durch mehr Rezeptoren kam es auch zu einer stärkeren Signalübertragung in den Zellen und das dürfte, so die Vermutung der Forscher, den Tumor aggressiver machen.

Schnelleres Tumorwachstum durch Isoform-A-Rezeptoren

Sie fanden zudem viele Rezeptoren für Isoform A. Das ist typisch für Typ-2-Diabetes, denn es handelt sich dabei um Andockstellen für Insulin. Im Zusammenhang mit Krebs könnte die verstärkte Aktivität der Rezeptoren bedeuten, dass Tumorzellen schneller wachsen. Die Rezeptoren können nämlich Wachstumsfaktoren an sich binden, was auch bösartige Zellen schneller wachsen lässt.

Weniger Schutz durch fehlende Östrogen-Rezeptor-Liganden

Bei der weiteren Analyse fanden die Forscher dann einen dritten Grund für aggressiveren Prostatakrebs bei Diabetikern: der gestörte Zuckerstoffwechsel führt zusätzlich dazu, dass weniger Östrogen-Rezeptor-Liganden gebildet werden. Diese sind nützlich, um den Signalweg der Androgene zu hemmen. Ohne ihre schützende Wirkung erhält der Tumor daher noch einmal einen Katalysator.

Die Studie bestätigt damit, dass Prostatakrebs bei Diabetes schnell aggressiv wird und daher besonders konsequent behandelt werden sollte. Zu lange abzuwarten, ist bei dieser Patientengruppe schnell fatal.