Psychisch Kranke werden noch immer stigmatisiert

Von Frank Sprengel
17. Juni 2013

Trotz weitreichender Aufklärungsversuche vonseiten der Medizin habe die Stigmatisierung psychisch Kranker, wie etwa alkoholkranker oder depressiver Personen, in den letzten 20 Jahren kaum abgenommen. In Bezug auf schizophrene Menschen habe die Ablehnung respektive Angst sogar deutlich zugenommen.

Diesen Schluss legt zumindest eine diesbezügliche Langzeitstudie, die während des internationalen Kongresses für psychiatrische Epidemiologie ansatzweise vorgestellt wurde und demnächst in vollem Umfang im Fachmagazin "British Journal of Psychiatry" veröffentlichen soll, nahe.

Im Rahmen besagter Studie seien im Jahr 1990 und im Jahr 2011 jeweils 3000 Teilnehmer nach kurzen Fallbeschreibungen diverse Fragen in Bezug auf die möglichen Ursachen der jeweiligen Erkrankungen und bezüglich der eigenen Einstellung gegenüber den Erkrankten gestellt worden. In Hinsicht auf Depressionen oder Alkoholismus habe man keine signifikanten Unterschiede zwischen den Antworten von 1990 und 2011 feststellen können.

In Hinsicht auf die Schizophrenie hingegen hätten die Angst vor Erkrankten und eine daraus resultierende Distanzierung deutlich zugenommen. Auffällig sei dabei, dass bei der neueren Befragung eher biologische als seelische Probleme als vermeintliche Ursache von Schizophrenie genannt wurden. Ebenso scheine die Ansicht, dass sich eindeutig zwischen gesund und krank unterscheiden lasse, heute ausgeprägter als noch vor 20 Jahren zu sein.

Auch wenn die Angst vor Schizophrenen nicht gänzlich unbegründet sei, wolle sich die Wissenschaft fortan mittels entsprechender Informationskampagnen um ein besseres Verständnis und eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung bemühen, zumal es die gängigen Vorurteile und die damit einhergehende Stigmatisierung Patienten schwer mache, sich frühzeitig um Hilfe zu bemühen.