Rauchen während der Schwangerschaft: Kinder können mit Hörstörungen zur Welt kommen
Der Nikotinkonsum der werdenden Mutter hat Einfluss auf die Hörbahn im kindlichen Organismus
Nikotin und Alkohol sollten in der Schwangerschaft tabu sein. Viele Frauen halten sich daran, doch gerade Raucherinnen haben Probleme mit dem plötzlichen Rauchstopp. Ihre Sucht ist so groß, dass sie zumindest gelegentlich weiter rauchen.
Bekannt ist, dass Nikotin das Geburtsgewicht des Kindes verkleinern kann und nach der Entbindung das Risiko für den plötzlichen Kindstod erhöht. Eine aktuelle Studie hat nun einen weiteren Faktor zur Liste der Gefahren hinzugefügt: Hörstörungen.
Der Verdacht, dass Nikotin auf das Hörvermögen wirken kann, geht auf eine frühere Untersuchung mit Jugendlichen zurück. Damals hatte man beobachtet, dass Teenager aus Raucherhaushalten ein um 83 Prozent größeres Risiko auf Hörstörungen haben als Gleichaltrige aus Nichtraucherhaushalten. Forscher aus Berlin suchten den Grund und präsentieren nun ihre Ergebnisse.
Nikotin dockt an bestimmte für das Hören wichtige Nervenbahn an
Das Nervengift Nikotin wirkt offenbar im Kopf auf den "ventralen Nukleus des Lemniscus lateralis" (kurz VNLL) ein. Dieser gehört zur Hörbahn des Menschen und leitet akustische Reize weiter.
Der Schall, der im Ohr ankommt, trifft zuerst auf seinen Kollegen, den "Nucleus cochlearis" und der gibt die Informationen an den VNLL weiter. VNLL hat jedoch viele Andockstellen, an denen sich Nikotin anheften kann und das wird dem Hörvermögen zum Verhängnis. Raucht eine Schwangere, gelangt Nikotin direkt über die Plazenta in den kindlichen Organismus, kann am VNLL andocken und damit die Entwicklung des Hörens nachhaltig beschädigen.
Die deutschen Forscher überprüften diese Theorie bereits mit Labormäusen. Es zeigte sich, dass Nikotin tatsächlich gezielt am VNLL andocken konnte und die Jungtiere massive Hörstörungen entwickelten.
Probleme beim Spracherwerb als weitreichende Folge
Der Ansatz liefert damit eine Erklärung, warum viele Kinder aus Raucherhaushalten bereits früh einen Hörsturz erleiden. Auch Probleme beim Spracherwerb lassen sich vermutlich indirekt auf das Rauchen der Mutter zurückführen. Können die Kleinkinder bereits schlecht hören, nehmen sie die Sprache nur undeutlich war und lernen das Sprechen daher langsamer und umständlicher.